Sie machte das beschauliche Hagenbuch schlagartig bekannt: 60000 Franken kostete die Betreuung einer eritreischen Familie im Zürcher Dorf die öffentliche Hand pro Monat. Der Kanton zahlte die Hälfte, dennoch schlug Gemeindepräsidentin Therese Schläpfer (57, SVP) vor zwei Jahren Alarm: Die Gemeinde müsse wegen dieses Budgetpostens die Steuern erhöhen. Es folgte ein wüster Schlagabtausch, inklusive einer Aufsichtsbeschwerde der Kinder- und Erwachsenenschutzbehörde (Kesb) gegen die Gemeinde, welche abgewiesen wurde.
Doch Hagenbuch kommt nicht zur Ruhe. «Der besagten eritreischen Familie wurde die Wohnung gekündigt», sagt Schläpfer. Der Verein, welcher die Liegenschaft besitzt, habe das Mietverhältnis auf Ende September beendet. Offizieller Grund: Eigenbedarf. «Tatsache ist aber», so Schläpfer, «dass der Verein uns für die Schäden in der Wohnung haftbar machen will.» Im Gespräch räumt der Vermieter André Cotting (58) vom Eigentümer Yamagishi ein, dass das Appartement «stark beansprucht» worden sei. Die Gemeinschaft, die in Hagenbuch zwei Höfe und mehrere Liegenschaften besitzt und nach eigenem Bekunden weder Regeln, Hierarchien noch persönlichen Besitz kennt, besorgte der Flüchtlingsfamilie im April 2013 die Wohnung.
Der kleine Ort steht nun zusammen mit der sozialpädagogischen Familienbetreuung in der Pflicht, eine neue Bleibe für die Flüchtlingsfamilie zu finden. Keine einfache Aufgabe, wie sich zeigt. Bereits musste das Mietverhältnis erstreckt werden, weil Hagenbuch schlicht keine passende Wohnung zur Verfügung stellen konnte. «Das ist absolut frustrierend», so die SVP-Gemeindepolitikerin Schläpfer, die Situation sei nur schwer erträglich. Doch bis Hagenbuch eine neue Wohnung für die Familie gefunden hat, dauert dieser Zustand an.
Klar ist: Einfach hat es die Mutter nicht. Sie lebt mit drei Kindern alleine, der Vater wohnt in Winterthur ZH. Vier weitere Sprösslinge sind in Heimen untergebracht und besuchen die Mutter am Wochenende.
«Wir hatten leider immer wieder Klagen von Nachbarn wegen Beschädigung von Eigentum und Lärm.» Unter diesen Umständen sei es natürlich schwierig, eine neue Bleibe zu finden. Sicher ist: Die eritreische Familie wird das kleine Dorf weiter auf Trab halten. Immerhin gibt es einen Hoffnungsschimmer: Nächste Woche soll die Mutter eine Wohnung besichtigen können.