«Es gibt keine Hinweise, dass die Zahlen falsch sind»
2:14
Schnegg weist Vorwurf zurück:«Es gibt keine Hinweise, dass die Zahlen falsch sind»

Vertuschte Corona-Zahlen – Berner Gesundheitsdirektor Schnegg wehrt sich
«Es ist Aufgabe des Bundes, die Labore zu kontrollieren»

Der Berner Gesundheitsdirektor wehrt sich gegen den Vorwurf, Fehler bei den Pool-Tests an Schulen verheimlicht zu haben. Stattdessen schiebt er die Verantwortung dem BAG in die Schuhe.
Publiziert: 13.09.2021 um 11:30 Uhr
|
Aktualisiert: 13.09.2021 um 21:26 Uhr
1/6
Nach den Sommerferien hatte der Kanton Bern sehr tiefe Corona-Werte in den Klassen.
Foto: keystone-sda.ch

Seit vergangener Woche wird an den Schulen im Kanton Bern nicht mehr repetitiv getestet. Die Regierung hat die Massentests eingestellt – auch mit Verweis auf die geringe Zahl an positiv getesteten Schülerinnen und Schülern. Gerade einmal 350 Corona-Fälle habe man in drei Monaten Testen an Schulen entdeckt, hiess es.

SonntagsBlick-Recherchen zeigen nun aber: Der Kanton Bern operiert mit falschen Zahlen. Weil man wegen der im Vergleich mit anderen Kantonen äusserst tiefen Positivitätsrate misstrauisch geworden war, hatte das Bundesamt für Gesundheit (BAG) die Berner Testzahlen genauer unter die Lupe genommen. Es kam raus, dass das Labor in Münsingen – wo sämtliche Berner Schultests ausgewertet werden – Fehler gemacht hatte. Statt dies aktiv zu kommunizieren, hat der Kanton Bern die Sache verheimlicht.

Schnegg wehrt sich

Der Berner Gesundheitsdirektor Pierre Alain Schnegg (58, SVP) wies die Vorwürfe an einer Medienkonferenz in aller Schärfe zurück. Man habe die Testresultate immer korrekt kommuniziert, beteuerte er. «Es gibt keinerlei Hinweise, dass die veröffentlichten Zahlen nicht korrekt wären.»

Gleichzeitig schiebt er die Verantwortung für mögliche Fehler des Labors dem BAG in die Schuhe. Es sei Aufgabe des Bundes und nicht der Kantone, die Labore zu kontrollieren.

Der Bund sei verantwortlich

Das BAG habe sich «erstaunlicherweise» vor Beginn der dritten Schulwoche bei dem Kanton gemeldet und mitgeteilt, dass das Labor in Münsingen möglicherweise zu tiefe Zahlen ausgewiesen habe. Daraufhin liess man die Proben die kommenden zwei Tage an anderen Orten auswerten, um herauszufinden, ob das Problem wirklich in Münsingen liegt. Dabei zeigten sich tatsächlich viel höhere Werte als die Tage zuvor.

Schnegg zweifelt nun aber die Resultate der Nachtestungen an. Auch die Ergebnisse der neuen Labors müsse man mit Vorsicht geniessen, behauptete er. Denn bei diesen Testungen habe der Anteil falsch positiver Pool-Tests deutlich zugenommen. Heute sei deshalb niemand in der Lage zu sagen, welches Labor richtig gearbeitet habe. Ein Argument, das die Gesundheitsdirektion gegenüber SonntagsBlick bisher nicht vorgebracht hatte. Zudem widerspricht Schnegg damit seiner eigenen Aussage, dass es keinerlei Hinweise darauf gebe, dass die veröffentlichten Zahlen falsch sind.

Keine Massentests mehr in Bern

Der Kanton Bern bleibt dabei: An den Schulen wird es keine Massentests mehr geben, sondern nur noch dann breit getestet, wenn es zu einem Ausbruch kommt. «Es gibt keinerlei Gründe, die Entscheidung zu überdenken», sagt Schnegg.

Stattdessen sollte aus Sicht des Berner Gesundheitsdirektors der Bund seine Haltung bezüglich Massentests an Schulen überdenken. Bundesrat Alain Berset empfiehlt den Kantonen explizit das repetitive Testen von Schülerinnen und Schülern. Schnegg stellt den Nutzen dieser Tests allerdings in Frage. (lha/til)

Fehler gefunden? Jetzt melden

Was sagst du dazu?