Grossartig sei es gewesen, von Bundesrat Johann Schneider-Ammann (65) mehr über die Schweizer Berufslehre zu erfahren, twitterte Ivanka Trump (35) nach ihrem Treffen mit dem Wirtschaftsminister Anfang Woche begeistert. Und die US-Präsidententochter und -beraterin ist nicht die Einzige, die für das duale Bildungssystem der Schweiz Feuer und Flamme ist. Auch der belgische König Philippe (57), der französische Ex-Präsident François Hollande (62) sowie die Präsidenten Portugals und Polens haben sich bei einem Abstecher in der Schweiz schon das hiesige Berufsbildungssystem erklären lassen.
Es sind Besuche, wie sie die Schweiz immer häufiger empfängt. «Das internationale Interesse an der Schweizer Berufsbildung ist seit 2008 stark gestiegen», teilt das Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung auf Nachfrage von BLICK mit. Allein letztes Jahr kamen 32 ausländische Minister, zusätzlich besuchten Dutzende Delegationen mit Parlamentariern und Bildungsexperten Ausbildungsbetriebe im ganzen Land.
Die Finanzkrise änderte das Bild von der Lehre
Eine solche Firma ist die Alesa in Seengen AG. «Wir haben zwei Mal eine bulgarische Delegation empfangen, bestehend aus Wirtschaftsvertretern, Politikern, Schulleitern und der Botschafterin», sagt Inhaber Christoph Leimgruber (45). Seine 60 Angestellten, davon acht Lehrlinge, produzieren Präzisionswerkzeuge.
Besonders beeindruckt habe die Delegation, dass die Lernenden reguläre Aufträge ausführten und nicht einfach nur in der Lehrlingswerkstatt an Modellen arbeiteten. «Überrascht waren die Bulgaren auch vom Lohn», sagt Leimgruber. Ein Polymechaniker-Stift im 4. Lehrjahr verdient über 1000 Franken. «In Bulgarien ist das der Lohn eines Mechanikers.»
Die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza) investiert in Bulgarien 2,7 Millionen Franken in ein Projekt zur Einführung des dualen Bildungssystems. 62 Firmen und 16 Berufsschulen bilden 425 Lehrlinge aus, etwa als Elektriker oder Koch.
Lange wurde die Berufslehre im Ausland belächelt. Was zählte, war einzig ein Studium. Erst vor rund zehn Jahren, im Zuge der Finanzkrise, änderte sich dies. Ökonomen erkannten, dass Länder mit Berufslehre weniger Arbeitslose haben. So wurde die Schweiz zum Vorbild.
Auch die Unternehmen werden aktiv
Der Bund begann, offensiv für das Bildungssystem zu werben – besonders intensiv, seit Johann Schneider-Ammann im Amt ist, wie Bildungsexperte Rudolf Strahm (73) sagt.
Auch die Unternehmen werden aktiv: Der Lifthersteller Schindler schult in 48 Ländern jährlich 260 Lehrlinge nach Schweizer Vorbild. Vor allem in den Bereichen Mechanik und Elektronik. «Das Konzept der Lehre lässt sich aber nicht in allen Ländern eins zu eins übertragen», sagt Bruno Wicki (57), Leiter Schindler Berufsbildung.
Der Technologiekonzern Bühler aus Uzwil SG bildet auf vier Kontinenten Lehrlinge aus. In Indien (64), Brasilien (42), den USA (22) und Südafrika (9). Immer wieder erhält auch Bühler Besuch von internationalen Delegationen. «Sie wollen wissen, wie es uns gelungen ist, eine Berufslehre nach dem Schweizer Modell in Minneapolis und in Raleigh aufzubauen», sagt Andreas Bischof (52), Leiter Ausbildung Bühler Schweiz.
Sogar Staatsbetriebe wie die Post folgen diesem Trend: Die Post-Tochter Swiss Post Solutions bildet in Grossbritannien und Deutschland Lehrlinge aus. Darunter Informatiker, Kuriere und Kaufmännische Angestellte.
Mönche haben die Berufsbildung erfunden. Ab dem 9. Jahrhundert wurden in Klöstern Steinmetze ausgebildet. Das schreibt Emil Wettstein im Werk «Die Entwicklung der Berufsbildung in der Schweiz». Vom 13. Jahrhundert an übernahmen Zünfte die Ausbildung von Handwerkern. 1336 forderte der erste Zürcher Zunftbrief, dass ein Meister eine abgeschlossene Lehre vorzuweisen hatte. Ein Geselle konnte sich erst nach einer Wanderschaft um die Aufnahme in eine Zunft bewerben. Die Zünfte nahmen die ersten Lehrabschlussprüfungen ab. Im 18. Jahrhundert mussten Lehrlinge in der Werkstatt eines fremden Meisters zeigen, dass sie ihr Handwerk beherrschen. Ganz unschuldig sind auch die Franzosen nicht, dass Lernende heute Berufsschulen besuchen müssen. Schweizer Gewerbevertreter stellten fest, dass Produkte aus Frankreich von besserer Qualität waren. Das liessen sie nicht auf sich sitzen und gründeten Berufsschulen, etwa 1824 eine Uhrmacherschule in Genf. Erst 1933 wurde die Lehre in einem Bundesgesetz geregelt.
Mönche haben die Berufsbildung erfunden. Ab dem 9. Jahrhundert wurden in Klöstern Steinmetze ausgebildet. Das schreibt Emil Wettstein im Werk «Die Entwicklung der Berufsbildung in der Schweiz». Vom 13. Jahrhundert an übernahmen Zünfte die Ausbildung von Handwerkern. 1336 forderte der erste Zürcher Zunftbrief, dass ein Meister eine abgeschlossene Lehre vorzuweisen hatte. Ein Geselle konnte sich erst nach einer Wanderschaft um die Aufnahme in eine Zunft bewerben. Die Zünfte nahmen die ersten Lehrabschlussprüfungen ab. Im 18. Jahrhundert mussten Lehrlinge in der Werkstatt eines fremden Meisters zeigen, dass sie ihr Handwerk beherrschen. Ganz unschuldig sind auch die Franzosen nicht, dass Lernende heute Berufsschulen besuchen müssen. Schweizer Gewerbevertreter stellten fest, dass Produkte aus Frankreich von besserer Qualität waren. Das liessen sie nicht auf sich sitzen und gründeten Berufsschulen, etwa 1824 eine Uhrmacherschule in Genf. Erst 1933 wurde die Lehre in einem Bundesgesetz geregelt.