Er war Sepp Blatters Mann in Bern: Seit geraumer Zeit wirbelte der Berner Berater Daniel Rohr für die Fifa durchs Bundeshaus, unbemerkt von der Öffentlichkeit. Wohl verlangt der Branchenkodex des Lobbyistenverbandes SPAG, dass Mitglieder «alle Auftraggeber» offenlegen. Doch Rohr zog es vor, seinen heiklen, aber äusserst lukrativen Fifa-Job nicht transparent zu machen.
Nachdem BLICK Rohrs Fifa-Verstrickung enthüllte, befasste sich auch ein SPAG-Fachgremium mit der Frage, ob Rohr den Branchenkodex verletzt hatte.
Das verblüffende Ergebnis: Die SPAG-Standeskommission stellte SPAG-Gründungsmitglied Rohr gestern einen Persilschein aus. Rohr habe für die Fifa nur «Monitoring und Reporting» betrieben und Kontakte hergestellt. Für die SPAG ist das «nicht klassisches Lobbying». Deshalb sei Rohr nicht verpflichtet gewesen, das Fifa-Mandat offenzulegen.
Befragte Politiker können dieser Argumentation nichts abgewinnen. «Mit solchen Spitzfindigkeiten verwässert die SPAG ihr Label stark», sagt FDP-Mann Andrea Caroni.
Noch klarer äussert sich Lukas Reimann (SVP): Die Unterscheidung zwischen klassischem und anderem Lobbying sei «völlig daneben». Der Fall zeige, dass die SPAG es mit ihrer Selbstregulierung nicht ernst meine. «Der Verband findet immer ein Hintertürchen, um die Mitglieder zu verschonen.»
Caroni und Reimann kämpfen beide für ein gesetzlich verankertes Lobby-Register. «Parlament und Bevölkerung haben ein Anrecht zu wissen, für wen ein Lobbyist im Bundeshaus unterwegs ist. Wie aktiv er dort in die Politik eingreift, ist nicht entscheidend», sagt Caroni mit Verweis auf den Fall Rohr. Reimann verlangt sogar Transparenz zum Verdienst der Interessenvertreter.
Lobbyist Rohr zeigte sich gestern über den SPAG-Entscheid befriedigt.