Beim Postauto-Bschiss arbeitete auch die Revisionsfirma KPMG nicht vorbildlich. Das zeigte eine Überprüfung durch die Eidgenössische Revisionsaufsichtsbehörde (RAB).
In ihren am Dienstag kommunizierten Befunden hält die Aufsichtsbehörde fest, sie sei auf «teilweise erhebliche Mängel» gestossen. Diese betreffen insbesondere die Prüfungshandlungen der KPMG zur Erfassung von Subventionen, zur Beurteilung möglicher Gesetzesverstösse und zur Beurteilung der Arbeiten der Post-internen Revision.
Verfahren gegen zwei Personen
Gegen zwei Personen hat die RAB laut einer Mitteilung ein Enforcement-Verfahren eingeleitet. Dabei soll die Frage beurteilt werden, ob diese beiden Personen noch Gewähr für eine einwandfreie Prüftätigkeit bilden.
Wie BLICK berichtet hatte, gibt es Anzeichen dafür, dass es die KPMG war, die Postauto half, die Gewinne zu «sichern» und so Impulse für das illegale System bei Postauto gab.
Wie die RAB weiter betont, hat sich die KPMG kooperativ verhalten und bereits aus eigenem Antrieb zahlreiche organisatorische Vorkehrungen getroffen, um die Prüfungsstandards besser umzusetzen. Zudem hat die Aufsichtsbehörde mit der Revisorin Massnahmen vereinbart, wie die Jahres- und Konzernrechnung des Post-Konzerns für das Geschäftsjahr 2018 zu prüfen ist.
Die Post hatte schon im Juni entschieden, das Revisions-Mandat ab 2019 neu auszuschreiben. KPMG gab schon damals bekannt, sich nicht wieder um den Auftrag bewerben zu wollen. KPMG habe Verständnis dafür, dass die Neuausschreibung Teil des von der Post angestrebten Neuanfangs bilden solle, liess das Unternehmen auf Anfrage verlauten.
Es muss gehandelt werden
Die KPMG nimmt in einer Mitteilung Kenntnis vom Bericht der ad hoc-Überprüfung der RAB. Man nehme die Ergebnisse "sehr ernst". Für sie sei wichtig, so die KPMG weiter, dass jetzt Klarheit geschaffen werde, wie die Revisionstelle bei der Prüfung abgeltungsberechtigter Betriebe in Zukunft das Subventionsrecht zu berücksichtigen habe.
Die laufenden Gespräche zwischen dem Bundesamt für Verkehr (BAV), dem Verband öffentlicher Verkehr (VöV) und Expertsuisse verdeutlichten, dass auf Gesetzesebene gehandelt werden müsse. Der Austausch helfe ebenso mit, "die offensichtlich sehr unterschiedlichen Erwartungshaltungen" von Transportunternehmen, Revisionsstellen, Staat und Öffentlichkeit näher zusammenzuführen.
Das im Juni vorgestellte Expertengutachten zum Skandal bei der PostAuto AG hatte kollektives menschliches Versagen als Hauptgrund für die Affäre geortet. Von keiner Seite sei die Rechtmässigkeit der Buchungen mehr ernsthaft in Frage gestellt worden. Der Expertenbericht hatte auch festgehalten, dass der Revisiorin KPMG keine Pflichtverletzungen nachgewiesen werden könnten.
Anfang Februar war bekannt geworden, dass die PostAuto AG jahrelang im subventionierten Geschäftsbereich Regionaler Personenverkehr (RPV) Gewinne erzielt und zu hohe Subventionen von Bund und Kantonen bezogen hatte. Die Affäre führte zum Rücktritt der damaligen Postchefin Susanne Ruoff. Die Leitung der PostAuto AG wurde ebenfalls ausgewechselt. Neuer Chef ist seit Anfang November Christian Plüss.
(sda/pt)