Die SP triumphiert bei den Wahlen im Aargau und Basel. Sind Sie überrascht?
Michael Hermann: Ja, das ist in der Tat eine grosse eine Überraschung. Nach dem Rechtsrutsch bei den Eidgenössischen Wahlen besteht offenbar ein Bedürfnis nach einem Korrektiv. Deshalb wählten Mitte-links-Wähler vermehrt SP statt GLP, BDP oder CVP. Die Mitteparteien werden als nicht geeignet angesehen, um dem Mitte-rechts-Powerplay Paroli zu bieten und richtig Gegensteuer zu geben. Auch dürfte die SP wegen dem Rechtsrutsch im Nationalrat bei den kantonalen Wahlen gut mobilisiert haben.
Für Neo-CVP-Präsident Gerhard Pfister waren diese Wahlen der erste richtige Formtest. Er ist missglückt.
Richtig. Der erste Probelauf des neuen CVP-Kurses ist gescheitert. Gerhard Pfister versucht die CVP neu auszurichten und ihr ein klares sozial-konservatives Profil zu verpassen. Bei der Zuwanderung will Pfister erster Allianzpartner der SVP sein. Dies kommt bei den CVP-Wählern offenbar nicht an. Allerdings ist es noch etwas früh für ein abschliessendes Urteil. Pfister ist erst seit gut einem halben Jahr Präsident.
SVP kann den Schwung aus den Wahlen nicht mitnehmen und stagniert. Was sind Ihre Erklärungen?
Die harsche Reaktion des Volkes auf die überaus weiche Umsetzung der Masseneinwanderungs-Initiative ist ausgeblieben. Die SVP hat dem Parlament «Verfassungsbruch» vorgeworfen und einen Volksaufstand herbei geredet. Da scheint sie sich mächtig getäuscht zu haben. Bei Exekutiv-Wahlen hat die SVP seit eh und je einen schweren Stand. Dies zeigte sich erneut in Basel und im Aargau.