Politikermord, Messerattacke und Bombenalarm
Die Schweiz übt den Terror-Ernstfall

Ein toter Regierungsrat und verletzte Parlamentarier: Der Terror regiert die Schweiz – zumindest im Übungsszenario, das Polizei, Armee und Zivilschutz in der Schweiz zurzeit durchspielen.
Publiziert: 18.10.2019 um 23:24 Uhr
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Rund 2500 Personen trainieren schweizweit, wie sie im Falle eines Terroranschlags vorgehen müssen.
Foto: Keystone
Tobias Bruggmann

Bombenalarm im Genfer Flughafen. Evakuierung. Die Polizei tötet mehrere Terroristen der «Global Liberation Front» (GLF). Drei nimmt sie fest. Die Terrororganisation schwört Rache. In der Schweiz eskaliert der Terror: Ein Berner Regierungsrat wird erschossen, eine Thurgauer Nationalrätin bei einem Messerangriff schwer verletzt.

Das ist das fiktive Szenario einer Terrorübung, die der Schweizer Nachrichtendienst seit Frühling 2018 durchführt und in das die «Schweizerische Militärzeitschrift» und der «Tages-Anzeiger» Einsicht hatten. Rund 2500 Personen bei Polizei, Armee und Zivildienst in allen Schweizer Kantonen proben zurzeit den Ernstfall.

72 Stunden Dauereinsatz

«Das Ziel der Übung ist zu überprüfen, wie sie mit einer lang anhaltenden Terrorbedrohung umgehen können», sagt Hans-Jürg Käser zu BLICK. Der ehemalige Berner Sicherheitsdirektor leitet die Übung, die am 11. November ihren Höhepunkt findet. «52 Stunden lang stehen die Einsatzkräfte im Dauereinsatz.»

Das genaue Szenario darf Käser noch nicht verraten. Klar ist nur: In Bellinzona TI findet ein fiktiver Strafprozess gegen die drei Terroristen statt. Die GLF will diesen stoppen und droht mit Anschlägen auf Öllager, Stromversorgung und öffentlichen Verkehr.

Normaler Alltag geht weiter

Die Übung ist eine Herausforderung für alle Beteiligten. Denn der normale Betrieb geht weiter – die Öffentlichkeit soll nichts merken. «Die Polizei soll mit der Übung herausfinden, welche anderen Aufgaben sie bei einem Anschlag reduzieren kann und wie die Zusammenarbeit mit anderen Organisationen funktioniert.» 

Wie viel die grosse Terrorübung kostet, will Käser nicht beziffern. «Es sind alle Kantone und der Bund involviert, die ein eigenes Budget haben.» Das Kernteam des Verteidigungsdepartements umfasse eine Handvoll Leute.

Realistisches Szenario

Das fiktive Szenario, das der Nachrichtendienst des Bundes verfasst hat, ist realitätsnah: Die GLF kann sich auf ein Rückzugsgebiet stützen – die Finanzierung funktioniert über Drogenhandel. Ziel der Terrororganisation ist es, die industrialisierte Welt, die zu einem «gottlosen Ort des Mammons» verkommen sei, mit Gewalt zu bekämpfen und so den Weg freizumachen für die Errichtung eines Staats «ohne Besitz und Gier». Über Umwege kommen Waffen und Sprengstoff nach Nord- und Westeuropa, schreibt der «Tages-Anzeiger». 

Die letzten Terroranschläge im Ausland haben Spuren hinterlassen. «Angst ist das falsche Wort», sagt Käser. Doch man müsse vorbereitet sein. «Die Frage ist, wann und wo der nächste Anschlag passiert.»

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