Politikerinnen fordern eine Frau als Matter-Ersatz
«SRF hat ein Macker-Problem!»

Eine Frau an die Spitze – oder der Bundesrat müsse «intervenieren»: SP-Ständerätin Anita Fetz (61) und CVP-Frauenpräsidentin Babette Sigg Frank (55) ist die männliche Dominanz in der SRG-Teppichetage ein Dorn im Auge. Als Nachfolger von Ruedi Matter müsse jetzt zwingend eine Frau eingesetzt werden.
Publiziert: 27.03.2018 um 09:26 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 16:30 Uhr
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Nimmt den Hut: SRF-Chef Ruedi Matter geht im Herbst in Pension.
Foto: Keystone
Cinzia Venafro

SRG-Generaldirektor Gilles Marchand (56) sucht für SRF-Chef Ruedi Matter (64) einen Nachfolger, das dieser im Oktober mit 65. in Rente geht.

Ständerätin Anita Fetz (SP/BS) fordert eine Frau an die Spitze der SRG.
Foto: Keystone

«Eine Frau – sonst muss der Bundesrat intervenieren»

Doch wer soll auf Matter folgen? Für SP-Ständerätin Anita Fetz (61) wäre es ein Skandal, würde das Schweizer Fernsehen erneut einen Mann befördern. «Wenn es die Postion, die Ruedi Matter bisher hatte, überhaupt noch braucht, dann muss dringend eine Frau dahin», sagt die Baslerin, die seit 2003 im Stöckli politisiert. «Darum erwarte ich vom SRF, dass es eine Frau einsetzt.» Wenn es dies «nicht schafft», so Fetz, «muss der Bundesrat intervenieren».

Grund: «Das SRF hat in den oberen Etagen ein Macker-Problem», ist Anita Fetz überzeugt. Dieser Meinung ist auch CVP-Frauenpräsidentin Babette Sigg Frank (55) – sie habe beim SRF fast ausschliesslich mit Männern zu tun. «Ich bin überzeugt, dass Frauen noch immer systematisch verhindert werden», sagt die Parteikollegin von Jean-Michel-Cina (54), VR-Präsident der SRG.

Geht in Pension: SRF-Chef Ruedi Matter.
Foto: Keystone

Tatsache ist: Das Westschweizer und das Tessiner Radio und Fernsehen werden von Männern geführt. In der Geschäftsleitung des Deutschschweizer Radios und Fernsehens sind zwei von neun Mitgliedern Frauen.

Dass der Genderfisch hier vom Kopf her stinkt, das «merkt man dem Programm an», kritisiert Feministin Fetz. SRF bilde die Vielfalt seines Publikums zu wenig ab. «Es war bezeichnend, dass SRF die Serie «Die Schweizer» produzierte und es nicht für nötig hielt, auch nur eine einzige historisch wichtige Frau darin aufzunehmen.» Zudem seien die Themen unter anderem der «Tagesschau» oder «Eco» fast ausschliesslich mit dem männlichen Blick recherchiert. «Gefühlt habe ich bei privaten Medien mehr mit Frauen zu tun», sagt Babette Sigg Frank.

CVP-Frauenpräsidentin Babette Sigg Frank ist überzeugt, dass Frauen «heute noch immer systematisch verhindert werden».
Foto: OBS/INTERGENERIKA

Ladina Heimgartner will nicht

Dabei müsste gerade der halbstaatliche Sender «eine Vorbildfunktion einnehmen», finden beide Frauen. Das Problem: «Wenn das SRF hauptsächlich von Männern gemacht werde, strahle das auf die ganze Gesellschaft ab. «Das Resultat sind Geschlechterbilder des letzten Jahrhunderts. Und diese Zeiten sind definitiv vorbei», so Fetz.

«Das SRF hat ein Macker-Problem», sagt Anita Fetz. Das schlage sich aufs Programm nieder: Bei der Historienserie «Die Schweizer» etwa schaffte es SRF nicht, eine einzige Frau finden.
Foto: BLI_2014_08_21

Sich selbst aus dem Kandidatenkarussell genommen hat sich Radiotelevisiun-Svizra-Rumantscha-Chefin und SRG-Vizedirektorin Ladina Heimgartner (37): «Ich beabsichtige nicht, für die Nachfolge von SRF-Direktor Ruedi Matter zu kandidieren», sagte sie der «NZZ am Sonntag». Demnach hat die ehemalige Kulturchefin von SRF und heutige Programmdirektorin des Mitteldeutschen Rundfunks, Nathalie Wappler (49), die besten Chancen. Beim Publikum bekannter wäre die Moderatorin und Journalistin Susanne Wille (43), die ebenfalls als neue SRF-Chefin gehandelt wird.

Hätten sich viele gewünscht, doch SRG-Vizedirektorin Ladina Heimgartner will vorerst nicht an die Spitze von SRF.
Foto: PHILIPPE ROSSIER
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