SRG-Generaldirektor Gilles Marchand (56) sucht für SRF-Chef Ruedi Matter (64) einen Nachfolger, das dieser im Oktober mit 65. in Rente geht.
«Eine Frau – sonst muss der Bundesrat intervenieren»
Doch wer soll auf Matter folgen? Für SP-Ständerätin Anita Fetz (61) wäre es ein Skandal, würde das Schweizer Fernsehen erneut einen Mann befördern. «Wenn es die Postion, die Ruedi Matter bisher hatte, überhaupt noch braucht, dann muss dringend eine Frau dahin», sagt die Baslerin, die seit 2003 im Stöckli politisiert. «Darum erwarte ich vom SRF, dass es eine Frau einsetzt.» Wenn es dies «nicht schafft», so Fetz, «muss der Bundesrat intervenieren».
Grund: «Das SRF hat in den oberen Etagen ein Macker-Problem», ist Anita Fetz überzeugt. Dieser Meinung ist auch CVP-Frauenpräsidentin Babette Sigg Frank (55) – sie habe beim SRF fast ausschliesslich mit Männern zu tun. «Ich bin überzeugt, dass Frauen noch immer systematisch verhindert werden», sagt die Parteikollegin von Jean-Michel-Cina (54), VR-Präsident der SRG.
Tatsache ist: Das Westschweizer und das Tessiner Radio und Fernsehen werden von Männern geführt. In der Geschäftsleitung des Deutschschweizer Radios und Fernsehens sind zwei von neun Mitgliedern Frauen.
Dass der Genderfisch hier vom Kopf her stinkt, das «merkt man dem Programm an», kritisiert Feministin Fetz. SRF bilde die Vielfalt seines Publikums zu wenig ab. «Es war bezeichnend, dass SRF die Serie «Die Schweizer» produzierte und es nicht für nötig hielt, auch nur eine einzige historisch wichtige Frau darin aufzunehmen.» Zudem seien die Themen unter anderem der «Tagesschau» oder «Eco» fast ausschliesslich mit dem männlichen Blick recherchiert. «Gefühlt habe ich bei privaten Medien mehr mit Frauen zu tun», sagt Babette Sigg Frank.
Ladina Heimgartner will nicht
Dabei müsste gerade der halbstaatliche Sender «eine Vorbildfunktion einnehmen», finden beide Frauen. Das Problem: «Wenn das SRF hauptsächlich von Männern gemacht werde, strahle das auf die ganze Gesellschaft ab. «Das Resultat sind Geschlechterbilder des letzten Jahrhunderts. Und diese Zeiten sind definitiv vorbei», so Fetz.
Sich selbst aus dem Kandidatenkarussell genommen hat sich Radiotelevisiun-Svizra-Rumantscha-Chefin und SRG-Vizedirektorin Ladina Heimgartner (37): «Ich beabsichtige nicht, für die Nachfolge von SRF-Direktor Ruedi Matter zu kandidieren», sagte sie der «NZZ am Sonntag». Demnach hat die ehemalige Kulturchefin von SRF und heutige Programmdirektorin des Mitteldeutschen Rundfunks, Nathalie Wappler (49), die besten Chancen. Beim Publikum bekannter wäre die Moderatorin und Journalistin Susanne Wille (43), die ebenfalls als neue SRF-Chefin gehandelt wird.