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Politiker teilen auf Twitter schon ordentlich aus
Dieser Wahlherbst wird dreckig

Bis zu den Wahlen sind es noch mehr als drei Monate. Doch schon jetzt liefern sich die politischen Parteien ordentliche Schlammschlachten. Das kann heiter werden.
Publiziert: 06.07.2019 um 11:19 Uhr
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Aktualisiert: 09.07.2019 um 09:21 Uhr
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Schon im Wahlkampfmodus: CVP-Präsident Gerhard Pfister ...
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Sermîn Faki

Am 20. Oktober wählt die Schweiz ein neues Parlament. Für die einen ist der Termin noch weit weg – die Wähler interessieren sich für Ballsport, die Badi und die «Bachelorette». Auf der anderen Seiten ist von Ferienfeeling keine Spur.

Die Politiker haben bereits in den (Wahl-)Kampfmodus geschaltet und geben sich schon so richtig aufs Dach. Besonders gehässig sind sie auf den sozialen Medien.

Von «Kommunikationsküchen» und «Verblödungs-Steuern»

«Der Text liest sich so, als komme er direkt aus der Kommunikationsküche der FDP», teilte der so scharfsinnige wie spitzzüngige CVP-Präsident Gerhard Pfister (56) am Freitag auf Twitter aus. «Die ‹NZZ› sollte solche Artikel als Publi-Reportage kennzeichnen», kommentierte er einen Artikel aus der «Neuen Zürcher Zeitung» – nur, dass es sich dabei um einen Gast-Kommentar von FDP-Chefin Petra Gössi (43) handelte, bei der alles andere als FDP-Sprech überraschen würde.

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Doch auch andere Parteigrössen gehen mit dem politischen Gegner nicht mehr zimperlich um. So nennt der Zürcher Grüne Bastien Girod (38) seinen Nationalratskollegen Roger Köppel (54) einen Lügner und fordert, die «Weltwoche» und das SVP-Extrablatt müssten eine «Strafsteuer wegen Verblödung zahlen – pro Lüge einen Franken».

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SVP-Mann Köppel selbst lässt sich ebenfalls nicht lumpen und schiesst auf seine Konkurrenten im Kampf um einen Zürcher Ständerratssitz, Daniel Jositsch (54, SP) und dessen «Gschpänli» Ruedi Noser (58, FDP).

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Schlagen sie sich bald die Köpfe ein?

Vielleicht liegt es an den hohen Temperaturen der letzten Wochen, dass viele Politiker im roten Bereich drehen – das Medium Twitter, dessen Zeichenbegrenzung ausgewogene Statements nicht gerade fördert, mag auch seinen Teil beitragen.

Nur: Noch ist es einfach lästig, weil so durchschaubar. Geht das so aber weiter, steht zu befürchten, dass sich einige Wettbewerber im Kampf um die 246 Sitze in National- und Ständerat bis im Oktober die Köpfe einschlagen. Es wird hässlich werden.

Alle auf die FDP!

Im Wettlauf um die Wählerstimmen setzen zudem alle auf das Thema Klimawandel. Selbst die SVP – nur unter umgekehrtem Vorzeichen. Aufs Dach bekommt vor allem die FDP. Jeder Entscheid, der nicht dem neuen «grünen Kurs» des Freisinns entspricht, wird ausgeschlachtet. Etwa von SP-Nationalrat Cédric Wermuth (33), der das «FDP-Klima-Dings» zur «lustigsten Sommergeschichte des Jahres» erklärte.

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Keine Möglichkeit, die FDP mit Häme zu überziehen, wird ausgelassen. Als die Genossen diese Woche ihre «Klimaoffensive» vorstellten, twitterte die Berner SP-Nationalrätin Nadine Masshardt (34), ihre Partei brauche keine Kurskorrekturen oder Mitgliederbefragungen für die Klimapolitik.

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Dass die FDP nicht zurückschlägt, erstaunt. Sie könnte zum Beispiel bemerken, dass die Genossen ihren «Marshallplan fürs Klima» auch nur deswegen lancieren, weil die Grünen in diesem Thema als glaubwürdiger empfunden werden – und dem grossen roten Bruder Wähler abspenstig machen könnten.

Die Angst vor den Grünen

Dass diese Angst vor dem «grünen Gespenst» da ist, beweist etwa ein Tweet von SP-Nationalrat Thomas Hardegger (63). Das erste Umweltschutzgesetz sei in den Siebzigerjahren von SP-Bundesrat Willi Ritschard (†85) entworfen worden, schreibt er – und die Grünen hätten damit herzlich wenig zu tun.

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Wie in der Ricola-Werbung

«Wer hats erfunden?», ist ohnehin das beliebteste Spiel im heissen Politsommer. Nicht nur die SP, auch die CVP versucht, sich als erste Umweltpartei des Landes zu präsentieren, wie der Tweet von der Aargauer Ständeratskandidatin Marianne Binder (61) zeigt.

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Man darf gespannt sein, wann die SVP ein altes Positionspapier ihrer Vorgängerpartei BGB aus dem Keller holt und – ganz wie der Ricola-Mann in der Werbung mit Schweizerkreuz-Krawatte – «Eben!» triumphieren wird. Was uns wieder zu CVP-Chef Pfister führt. «Heisse Luft produzieren ist auch nicht so umweltfreundlich», meint er.

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Amen, Herr Pfister. Und uns allen ein bisschen Twitter-Ferien.

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