Neuer Ärger mit der Türkei ist vorprogrammiert: Im Restaurant Sous Le Pont des Berner Kulturzentrums Reitschule werden T-Shirts mit jenem «Kill Erdogan»-Sujet verkauft, das für eine diplomatische Krise mit Ankara gesorgt hat. Das berichtete die Zeitung «Der Bund».
Wer hinter dem T-Shirt-Verkauf steht, ist unklar. Die Reitschule reagierte auf eine BLICK-Anfrage nicht. Wohl aus gutem Grund: Wegen des Plakats ermittelt die Berner Staatsanwaltschaft. Der Vorwurf lautet öffentlicher Aufruf zu Verbrechen oder Gewalttätigkeit.
Wasserfallen: Reitschule kommt ungeschoren davon
Bürgerliche Politiker nehmen die Aktion aber zum Anlass, ihrem Ärger über das Berner Kulturzentrum Luft zu machen.
Der Berner FDP-Nationalrat Christian Wasserfallen nervt sich gewaltig: «Wieder einmal wird sich die Reitschule hinter ihrer intransparenten Struktur verstecken – womit am Ende einmal mehr niemand zur Verantwortung gezogen werden kann», schimpft er und fordert, dass bei der Reitschule endlich eine verantwortliche Person definiert werden muss.
«Das grosse Problem der Reitschule ist, dass sie sich als Kulturbetrieb gibt und gefördert wird, aber ständig linksextremistische Politik betreibt.» Dennoch hat Wasserfallen schon fast resigniert: «Die Mehrheit der Berner Politik will daran seit Jahrzehnten nichts ändern. Ich mache mir keine Hoffnungen, dass sich das unter dem neuen Stadtpräsidenten ändert.»
Bern muss den Tarif durchgeben
Wasserfallen ist nicht der einzige Politiker, bei dem das T-Shirt das Fass zum Überlaufen bringt.
«Das ist eine Aktion von ein paar hirnamputierten Krawallbrüdern. Sie wollen keine politische Botschaft vermitteln, sondern Stunk machen», meint Roland Rino Büchel, Präsident der Aussenpolitischen Kommission des Nationalrats.
Der St. Galler SVP-Nationalrat fordert nun Konsequenzen: «Es kann nicht sein, dass die Reitschule zu einem quasi rechtsfreien Raum wird.» Auch unabhängig vom «Kill Erdogan»-Plakat sei es an der Zeit, dort den Tarif durchzugeben.
Linke bleibt stumm
Auf der linken Seite werden solche Forderungen jedoch nicht laut. Zur Reitschule wollen sich die SP-Nationalräte Tim Guldimann (ZH) und Matthias Aebischer (BE) nicht äussern, auch wenn die T-Shirts sie ebenfalls ärgern.
«Mit solchen radikalen Aktionen erreichen die linksautonomen Kreise das Gegenteil von dem, was sie wollen», sagt Guldimann. Er werde dies innenpolitisch für sein Verfassungsreferendum ausnutzen. Und Aebischer meint: «Wer nach dem Eklat mit dem Plakat nicht verstanden hat, dass er mit solchen Aktionen nur Erdogan in die Hände spielt, dem ist nicht mehr zu helfen.»