Die Energieetikette für Autos informiert über den Treibstoffverbrauch, den CO2-Ausstoss und die Energieeffizienz – bezogen auf das Leergewicht. Genau das verzerrt die Einteilung jedoch: Ein 2-Tonnen-SUV mit grossem Verbrauch und CO2-Ausstoss kann so besser abschneiden als ein leichtes, sparsames Truckli.
In der Autobranche wächst der Widerstand gegen die Etikette (BLICK berichtete). Dass es aussagekräftigere Werte gebe, findet auch die Politik. «Ich gratuliere BLICK zu diesem Artikel!», freut sich Walter Wobmann (60). Der SVP-Nationalrat hatte bereits 2015 die Abschaffung der Etikette gefordert, war aber chancenlos geblieben. Nun nimmt er einen neuen Anlauf: «Ich reiche meinen Vorstoss zur Abschaffung der Energieetikette nächste Woche gleich nochmals ein», kündigt Wobmann an. «Die Berücksichtigung des Leergewichtes ist ein Witz.»
Die Kriterien sind matchentscheidend
Franz Grüter (54), der SVP-Nationalrat, Tesla-Fahrer und jährliche Käufer von 13 Autobahn-Vignetten, wird der erste Mitunterzeichner der Motion sein. Die Energieetikette sei ein Etikettenschwindel.
«Fort mit dem Mist! Wir haben längst bessere europäische Normen», fordert auch Ulrich Giezendanner (64). Diese Meinung teilen aber nicht alle SVP-Nationalräte: Felix Müri (60) etwa will nur eine Anpassung der Etikette. Matchentscheidend seien die Kriterien.
Grünen-Nationalrat Bastien Girod (37) hält an der Etikette fest: «Die Autoverkäufer versprechen ihren Kunden sonst das Blaue vom Himmel herunter.» Doch der SUV-Feind weiss: «Im Zeitalter von Hybrid-Fahrzeugen kann auch ein grosses Fahrzeug umweltfreundlicher sein als ein leichter Benziner.» Er ist daher wie SP-Nationalrätin Claudia Friedl (57) dafür, dass das Gewicht nicht mehr berücksichtigt wird. «Wir sollten die Etikette anpassen.»
Auch andere Werte sind nicht das Gelbe vom Ei
FDP-Nationalrat Christian Wasserfallen (36) warnt vor allzu grossen Hoffnungen, wenn man nur noch den CO2-Ausstoss berücksichtige. Auch dann seien Herstellerangaben kritisch zu betrachten. «Als Maschinenbauingenieur weiss ich, dass die Prüfzyklen unter optimalen Bedingungen stattfinden.» In der Praxis sehe es oft anders aus.