Platzer hausiert mit Horrorszenarien – eingetreten sind diese bis jetzt nicht
Patzt Gastrosuisse-Chef bei Beizen-Pleiten?

Das grosse Beizensterben, vor dem Gastrosuisse gewarnt hat, ist bis jetzt noch nicht eingetreten. Das zeigt ein Blick in die Statistik. Der Verband wehrt sich aber gegen den Vorwurf, zu schwarz gemalt zu haben.
Publiziert: 30.03.2021 um 07:00 Uhr
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Aktualisiert: 18.04.2021 um 12:30 Uhr
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Gastrosuisse-Präsident Casimir Platzer (r.) warnt mehrfach vor dem Aus vieler Betriebe.
Foto: Keystone
Lea Hartmann und Patrik Berger

Casimir Platzer (59), oberster Beizer im Land, hat seiner Branche schon mehrfach den sicheren Tod vorausgesagt. Die Gastronomie stehe vor dem Kollaps, warnte der Gastrosuisse-Präsident im Herbst. «Beinahe der Hälfte der Betriebe droht Anfang 2021 der Konkurs.»

Anfang Monat veröffentlichte der Verband zudem eine Mitglieder-Befragung: Inzwischen habe fast jedes fünfte Restaurant den Betrieb aufgeben müssen, so die Schreckensmeldung.

«Politik kreierte bis jetzt nichts Sinnvolles»
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Gastrosuisse-Präsident Platzer:«Politik kreierte bis jetzt nichts Sinnvolles»

Konkurswelle? Gibts nicht

In den offiziellen Statistiken ist von einer Konkurswelle in der Gastrobranche – noch – nichts zu sehen. 2020 haben 488 Betriebe aus dem Gastgewerbe, nebst Restaurants auch Hotels, Konkurs angemeldet. Das sind nicht mehr, sondern markant weniger als in den Vorjahren. Das Minus beträgt im Vergleich zu 2019 satte 20 Prozent. Und von Anfang 2021 bis Mitte März gab es 114 Konkurseröffnungen – 129 waren es 2020.

«Somit hat die Covid-Krise bis jetzt eher den Fortbestand von unprofitablen Firmen bewirkt als eigentlich gesunde Firmen in den Konkurs getrieben», so ein Fazit der Zürcher Regierung. Die Zahl der Löschungen von Gastrobetrieben aus dem Handelsregister war 2020 ebenfalls tief.

Auch die Luzerner Regierung wehrt sich gegen die Behauptung, dass es zur Konkurswelle gekommen sei: «2020 gab es lediglich drei Konkurse mehr als 2019, aber trotzdem deutlich weniger als noch 2018 und 2017», hält sie fest.

«18 Prozent werden Betrieb nicht mehr öffnen»

Übertreibt Platzer? Der Gastro-Lobbyist verneint. Er sagt, eine Betriebsschliessung könne man nicht mit einem Konkurs gleichsetzen. «Wenn jemand die Möglichkeit hat, einen Konkurs zu vermeiden, wird er das tun.» Zudem werde man bei einer Schliessung kaum als Erstes den Handelsregistereintrag löschen.

Gastrosuisse habe wissen wollen: «Haben Sie bereits Konkurs angemeldet oder Ihren Betrieb unbefristet geschlossen?» Darauf hätten 18,4 Prozent gesagt, sie würden den Betrieb nicht mehr öffnen. Zudem hätten 23 Prozent die Frage bejaht, ob sie ohne finanzielle Entschädigung «demnächst» dichtmachen müssen.

Gastrosuisse kündigt Initiative an

Tatsächlich gehört die Gastronomie zu jenen Branchen, die stark von der Corona-Pandemie betroffen sind. Zudem dürfte sich das ganze Ausmass der Krise erst noch zeigen. In manchen Kantonen warten die Beizer noch immer auf die Härtefallhilfe.

Damit die Restaurants nicht noch einmal vom Bund hängen gelassen werden, sorgt Gastrosuisse vor. Der Verband hat am Montag die Lancierung einer Volksinitiative angekündigt, die den Anspruch auf Entschädigung festschreiben will. «Bund und Kantone haben bisher versagt. Sie haben bürokratische Monster kreiert», so Platzer. Nun brauche es klare Spielregeln.

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