Planungsskandal um Flughafen Samedan GR
Vorwürfe von Missmanagement und Filz

Beim Ausbau des Flugplatzes Samedan GR kam es zu massiven Kompetenzüberschreitungen und mangelnder Kontrolle, wie ein Bericht nun bestätigt.
Publiziert: 10.07.2024 um 10:04 Uhr
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Der Flugplatz Samedan sollte für 22 Millionen Franken erneuert werden.
Foto: Keystone
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Tobias OchsenbeinRedaktor Politik

2017 beschloss das Oberengadin, den Flugplatz Samedan GR für 22 Millionen Franken zu erneuern. Doch die Planer verfolgten ehrgeizigere Ziele und veranschlagten ein Budget von 88 Millionen Franken. Ohne bauliche Fortschritte verschlangen Gutachten und Planungen bereits 5,5 Millionen Franken – Steuergelder, die wohl verloren sind.

Franziska Preisig (51), SP-Grossrätin und Kritikerin des Projekts, spricht im «Tages-Anzeiger» von «Filz». Der Flugplatz Samedan ist im Besitz der Engadiner Gemeinden. Die lokalen Politiker und Unternehmer planten den Ausbau und kontrollierten sich gegenseitig. Preisig und ihre Unterstützer kritisierten die mangelnde Sorgfalt. Sie wurden aktiv und starteten eine Petition, um das ursprüngliche Budget einzuhalten. Sie kämpften öffentlich für Transparenz und Sorgfalt.

Kompetenzen «massiv» überschritten

Ein Bericht des Zürcher Anwalts Stefan Wehrenberg (59) bestätigte nun Preisigs Bedenken. Er zeigte gemäss «Tages-Anzeiger» auf, dass die Planungskommission ihre Kompetenzen «massiv» überschritt und die Aufsicht durch die Gemeinden mangelhaft war. Es habe ebenfalls an Transparenz gefehlt: Wichtige Entscheidungen und Auftragsbeschlüsse seien nicht dokumentiert und Daten falsch abgelegt worden, Handelsregistereinträge seien fehlerhaft gewesen.

Der Projektleiter habe ohne offizielles Mandat agiert und sei zugleich Geschäftsführer der Betriebsgesellschaft gewesen – eine Konstellation, die effektive Führung und Kontrolle verhindert habe. Bemängelt werde auch die Geschäftsprüfungskommission, heisst es weiter. Sie habe ihren ersten Bericht erst sechs Jahre nach Projektbeginn eingereicht, was ihre Funktion infrage stelle.

Die Verantwortlichen wollen nun Massnahmen ergreifen, um ähnliche Fehler zukünftig zu vermeiden. Doch für Preisig reicht das nicht aus. Sie fordert eine umfassende Aufklärung und spricht von grob fahrlässigem Verhalten.

Ziel verfehlt – neue Abstimmung 2025

Der Fall erinnert an das Baukartell im Engadin, wo Unternehmer sich jahrelang gegenseitig Aufträge zuschoben. Viele schauten weg. Auch Preisigs Engagement blieb nicht ohne Folgen: Sie wurde angefeindet und ihre berufliche Position bedroht. Dennoch fühlt sie Genugtuung über die Bestätigung ihrer Kritik.

Der geplante Flughafen steht immer noch nicht. Das Ziel, ihn bis 2021 fertigzustellen, wurde verfehlt. Doch das Engadin hält an dem Projekt fest, da die Luxushotellerie des Tals auf den Flughafen angewiesen ist. 2025 soll eine neue Volksabstimmung über einen erhöhten Planungskredit stattfinden – Preisig will auch diesen Prozess aufmerksam verfolgen.

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