PK-Präsident warnt vor harter Altersvorsorge 2020
«Rentenalter 67 ist ein Spiel mit dem Feuer»

Der Präsident des Pensionskassenverbands Asip warnt die rechtsbürgerlichen Politiker vor einer einseitigen Vorlage bei der Altersvorsorge-Reform 2020. Eine Rentenaltererhöhung auf 67 kommt für ihn derzeit nicht in Frage.
Publiziert: 16.08.2016 um 17:51 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2018 um 12:15 Uhr
Ruedi Studer

Diese Woche macht die nationalrätliche Sozialkommission bei der Altersvorsorge-Reform 2020 Nägel mit Köpfen. Die rechtsbürgerliche Mehrheit liebäugelt mit einer harten Vorlage, die de facto auf Rentenalter 67 hinausläuft. Ein Scheitern an der Urne wäre damit programmiert.

Jean Rémy Roulet (55), seit kurzem Präsident des Pensionskassenverbands Asip, redet den Politikern nun ins Gewissen. Der frühere Grossrat der Genfer Liberalen plädiert im BLICK-Interview für eine ausgewogene Vorlage.

Herr Roulet, die nationalrätliche Sozialkommission liebäugelt mit einer harten Altersvorsorge-Reform, die de facto Richtung Rentenalter 67 zielt. Das passt Ihnen nicht?
Jean Rémy Roulet:
Entscheidend ist, dass die Reform auch vor dem Volk durchkommt. Auch wenn die Mehrheit in Bern nach rechts gewechselt hat, darf es keine Übertreibungen geben – weder nach links noch nach rechts!

Viele FDP- und SVP-Politiker sind offenbar bereit, das Risiko einzugehen.
Das ist ein Spiel mit dem Feuer! Wir befinden uns auf einer Gratwanderung, da verträgt es kein grosses Abweichen auf die eine oder andere Seite. Wir müssen in etwa den Weg gehen, den der Ständerat vorgezeichnet hat.

Ihr Appell an die Politiker?
Ergreift keine Massnahmen, die vor dem Volk nicht bestehen werden. Diese Reform ist unverzichtbar für die Schweiz!

Deshalb lehnen Sie auch den Rentenalter-Automatismus ab?
Er ist weder opportun noch mehrheitsfähig. Wenn die Reform an diesem Punkt scheitert, dann ist auch die dringend notwendige Senkung des Umwandlungssatzes bei den Pensionskassen über Jahre hinaus vom Tisch. Das ist unverantwortlich und gefährlich.

Ihre Haltung ist egoistisch: Ihre Sorge gilt nur dem tieferen Umwandlungssatz.
Nein! Wir fordern ja eine Gesamtsicht für AHV und berufliche Vorsorge sowie eine ausgewogene Reform, sonst steuern wir wieder wie schon 2010 auf eine Abstimmungsniederlage zu.

Der Umwandlungssatz soll von 6,8 auf 6,0 Prozent sinken. Reicht das?
Aufgrund der höheren Lebenserwartung und der aktuellen Tiefzinsproblematik müsste der Satz auf etwa 5,5 Prozent sinken. Das ist politisch aber nicht machbar. Wir kämpfen für 6,0 Prozent und Kompensationsmassnahmen, damit das heutige Leistungsniveau der Renten erhalten bleibt.

Sie müssen einen BVG-Rentenverlust von 12 Prozent auffangen. Wie?
Der Koordinationsabzug soll moderat sinken, damit vergrössert sich das versicherte Volumen. Zudem müssen die Altersgutschriften erhöht und schon ab 21 Jahren Beiträge bezahlt werden.

Unter dem Strich bezahlt jeder Versicherte mehr.
Um das Leistungsniveau zu halten, ist das unumgänglich. Die gestiegene Lebenserwartung macht das notwendig.

Am 25. September kommt die AHV-Initiative der Gewerkschaften vors Volk. Das ist doch ein Steilpass für Sie! Werden die AHV-Renten um 10 Prozent erhöht, ist die Umwandlungssatz-Senkung viel einfacher zu verkaufen.
Die Initiative ist ein Störmanöver, welche die Altersvorsorge-Reform 2020 gefährdet. Wie gesagt: Wir dürfen auf beide Seiten hin nicht überborden. Deshalb lehnen wir die Initiative ab.

Ist wenigstens der Ständeratskompromiss mit dem 70-Franken-Zuschlag für AHV-Neurenten eine Option?
In dieser Frage bleiben wir neutral. Uns ist jedoch wichtig, dass die Umwandlungssatz-Senkung innerhalb der beruflichen Vorsorge kompensiert wird und nicht via AHV.

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