Wie reagierten Sie auf das Outing von Herrn Erlachner?
Michel Rüdin: Ich habe mich sehr gefreut. Wir brauchen Vorbilder, und Schiedsrichter sind solche. Erlachner trägt dazu bei, dass Homosexualität Stück für Stück als normal angesehen wird. Persönlich habe ich mich zudem gefreut, weil auch ich Schiedsrichter war – nicht im Fussball, sondern im Unihockey.
In der breiten Gesellschaft wird Homosexualität heute glücklicherweise akzeptiert. Im Sport jedoch scheint es weiterhin ein grosses Tabu zu sein. Wieso?
Die Schweizer sind in den letzten Jahren tatsächlich viel offener geworden. Fussball jedoch ist eine der letzten homophoben Bastionen. Hier herrscht oft ein rauer Umgangston, es werden Sprüche geklopft, die weh tun. Deshalb outen sich auch die allerwenigsten Fussballer. Sie stehen unter grosser Beobachtung und fürchten sich vor negativen Reaktionen.
Raten Sie allen homosexuellen Personen, sich zu outen?
Im Grundsatz ja. Weil die allermeisten unter dem Doppelleben leiden. Man muss sich ständig anders geben als man eigentlich ist – das reibt einen auf. Ein Outing macht das Leben freier. Und somit glücklicher. Man muss diesen Schritt allerdings gut vorbereiten.