Beleidigungen, Aggressionen, Schlägereien: Manche Fussballplätze und Stadien gleichen am Sonntagnachmittag mehr und mehr einem Schlachtfeld für illegale Kampfklubs.
Ich will nicht pessimistisch klingen, aber seit einigen Jahren hat sich das Klima auf den Sportanlagen aufgeheizt. Gewalt kommt immer häufiger vor. Manche Sportarten scheinen davon verschont geblieben, der Fussball jedoch produziert regelmässig solche Negativschlagzeilen. Ob bei Amateur- oder Profipartien, ob zwischen den Spielern, zwischen den Zuschauern oder gegen den Schiedsrichter, im Stadion oder in deren Umkreis: Das Problem ist allgegenwärtig.
Rache für Niederlagen
Entgegen den Regeln und dem Geist des Sports scheint der Siegeswille heute jegliche Grenzüberschreitung zu rechtfertigen. Und eine Niederlage wird als Ungerechtigkeit wahrgenommen, für die der Gegner in irgendeiner Form bezahlen soll. Wir müssen so rasch wie möglich den Fair-Play-Gedanken wieder hochhalten, damit Werte wie Respekt und Bescheidenheit wieder mehr zählen als Beleidigungen, Drohungen und Schläge.
Seit mehreren Jahren arbeiten Bund, Kantone und Gemeinden eng mit den Sportverbänden zusammen, um der Gewalt im Sport vorzubeugen, insbesondere im Fussball. Es gibt einen Verhaltenskodex, Massnahmen zur Sensibilisierung wurden ins Leben gerufen. Fehlbare Spieler werden gesperrt, Eltern oder Zuschauer bekommen Platzverbote. Die Strafen wurden erhöht, manchmal treffen sie auch ganze Teams. Häufig sind bei Spielen Polizei und Sozialarbeiter vor Ort. Es gibt also viele und vielfältige Lösungsansätze.
Teamgeist wie bei der Nati
Das Ziel: Am Ende muss das Fair Play die Oberhand haben. Diese Einstellung soll der Sport vermitteln. Unsere Stadien sollen auch ein Hort der Integration sein und nicht ein Sammelbecken für Ausgestossene. Schliesslich hat die Nati am Sonntagabend gezeigt: Nur eine geschlossene Equipe kann grosse Taten vollbringen. Gewalt braucht es dazu nicht. Zeigen wir ihr die Rote Karte.
Pierre Maudet (40) ist Regierungsrat des Kantons Genf. Der FDP-Politiker ist verheiratet und Vater von drei Kindern. Er schreibt jeden zweiten Mittwoch im BLICK.