Fliegen auf der Windschutzscheibe, Grillengezirpe an lauen Sommerabenden oder Insekten, die zahlreich um Strassenlaternen schwirren. Alles Dinge, die in der Vergangenheit merklich seltener geworden sind. Wissenschaftler schätzen: In den letzten 30 Jahren ging die Zahl der Fluginsekten um gut 75 Prozent zurück.
Doch die breite Öffentlichkeit bekommt davon kaum etwas mit. Das wollen die Naturfreunde Schweiz (NFS) nun ändern. Deshalb lanciert der Verband heute die Petition «Insektensterben aufklären». Gemeinsam mit Dark-Sky Switzerland, einer Organisation, die sich für umweltfreundliche Beleuchtung einsetzt, dem Schweizer Bauernverband SBV sowie dem Dachverband der Schweizer Imkerinnen und Imker Apisuisse sammeln sie ab heute Unterschriften für ihr Anliegen.
Fakten schaffen
Ziel der Petition an den Bundesrat ist es, «Fakten zu schaffen», sagt NFS-Präsident Urs Wüthrich. Denn die Politik reagiere erst, wenn klare Fakten vorliegen würden. Die Ursachen und die Tragweite des Insektensterbens in der Schweiz müssten umgehend aufgezeigt werden, damit rasch wirksame Massnahmen folgen könnten.
Die Ursachen für den Insektenrückgang sieht Wüthrich unter anderem beim verlorenen Lebensraum der Insekten wegen Überbauungen, bei der Lichtverschmutzung und auch bei der Landwirtschaft. «Dabei sind Pestizide sicher auch ein Thema», so der Naturfreund.
Keine Vorverurteilung
NFS-Präsident Urs Wüthrich will aber nicht einfach den Bauern die Schuld zuschieben. «Wir wollen keine pauschale Verurteilung der Landwirtschaft», betont er. Mit der Petition solle eben genau Klarheit geschafft werden, was die Ursachen für das Insektensterben sind.
Momentan sind zwei Initiativen hängig, die Pestiziden den Kampf ansagen: Die Trinkwasser- und die Pestizid-Initiative. Beide werden vom Bauernverband vehement bekämpft. Trotzdem unterstützt er aber die Petition der Naturfreunde.
Insekten sind wichtig für die Landwirtschaft
Weltweit wird die «Arbeit» der Insekten beim Bestäuben auf einen Gegenwert von 153 Milliarden Euro geschätzt. «Das Interesse der Landwirtschaft am Schutz der Insekten liegt auf der Hand», betont der Direktor des Schweizer Bauernverbands, Jacques Bourgeois. Die Schweizer Landwirtschaft sei bereit, für dieses Thema Verantwortung zu übernehmen.
Die Sammelfrist der Petition endet am 24. November. Ziel des Komitees ist es, dem Bundesrat und dem Parlament während der kommenden Wintersession mindestens 50'000 Unterschriften zu überreichen.