Dancing statt Distancing: In der Basler Steinenvorstadt pfiffen Partygänger vergangenen Samstagabend auf die Corona-Regeln. Dicht gedrängt feierten sie am ersten Wochenende nach Wiedereröffnung der Bars und Restaurants. Statt Abstand zu halten, standen sich die Feierwütigen auf den Füssen herum.
Daniel Koch (65), Covid-Delegierter des Bundesamts für Gesundheit (BAG), kann darüber nur den Kopf schütteln: Solche Partys stellten ein «grosses Risiko» dar, warnte er an der heutigen Medienkonferenz – sowohl für die Feiernden selbst wie auch die Betreiber der Bars und die Gemeinden. Denn sollte jemand aus der Partymeute positiv getestet werden, müssten sämtliche Personen, die sich an diesem Abend dort aufhielten, ausfindig gemacht werden – und nötigenfalls in Quarantäne. Ein riesiger Aufwand. «Das ist im Interesse von niemandem.» Schlimmstenfalls müssten Gemeinden Konsequenzen ziehen und solche Orte schliessen, sollte sich Ähnliches wiederholen, sagte er.
«Trend zeigt eindeutig nach unten»
Von den Corona-Ignoranten abgesehen zeigte sich Koch aber sehr erfreut über die Entwicklung. Am Montag meldete das BAG nur zehn Neuinfektionen. Dass die Zahl so gering ist, hat sicherlich damit zu tun, dass am Wochenende weniger getestet wird. Schon vor dem Wochenende wurden allerdings nur mehr wenige Dutzend Fälle pro Tag registriert. «Der Trend zeigt eindeutig nach unten», sagte Koch – und das sei eine erfreuliche Nachricht. «Es läuft sehr gut. Die Schweizer Bevölkerung hat gezeigt, dass sie verstanden hat, worum es geht.»
Doch am Wochenende wurde nicht nur gefeiert – es fanden zum wiederholten Male auch in mehreren Schweizer Städten Demonstrationen gegen die Corona-Massnahmen des Bundes statt. Für Verunsicherung hatte vereinzelt gesorgt, dass rechtlich nicht klar war, ob Kleinstdemonstrationen mit maximal fünf Teilnehmern nun verboten sind oder nicht. Denn die Corona-Verordnung des Bundesrats ist hierzu widersprüchlich: Versammlungen sind ab fünf Personen verboten, Kundgebungen aber generell untersagt. Laut Koch haben die Juristen des Bundes die Regelung nun neu interpretiert. Mini-Demos mit maximal fünf Teilnehmern sind demnach erlaubt. Dies sei ein erster Schritt, so Koch. Über weitere Anpassungen diskutiere der Bundesrat an einer seiner nächsten Sitzungen.
Noch immer zu wenig Schutzmaterial
Neben Koch trat auch Marie-Gabrielle Ineichen-Fleisch (58), Chefin des Staatssekretariats für Wirtschaft, vor die Medien. Sie gab unter anderem ein Update, was die Lieferengpässe von Waren aus dem Ausland betrifft. Die Lage bei persönlicher Schutzausrüstung wie Masken und Handschuhen sowie medizinischen Gütern habe sich seit April stark entspannt. Bei der medizinischen Schutzausrüstung aber sei die Nachfrage immer noch grösser als das Angebot.
Die Schweiz sei beim Handel mit Schutzausrüstung und medizinischen Gütern stark von Importen abhängig. Neben der bleibenden Nachfrage bei der medizinischen Schutzausrüstung bereite auch etwas Sorge, dass die Kosten für Lufttransporte hoch blieben.
Plädoyer für mehr internationale Kooperation
Generell sei festzuhalten, dass die Schweiz als exportorientierte Volkswirtschaft stark in den weltweiten Handel eingebunden sei, sagte Ineichen-Fleisch. Folglich sei die Erholung der Wirtschaft nach der Corona-Krise in der Schweiz auch stark abhängig von der internationalen Entwicklung. Es gelte, der Schweiz den weltweiten Marktzugang zu sichern. Die Schweiz sei dieses Jahr Gast bei der G-20. «Wir nutzen dieses Forum, um unsere Anliegen einzubringen», sagte die Staatssekretärin für Wirtschaft.
«Die globalisierte Wirtschaft ist für die Schweiz kein Nachteil, sondern ein Vorteil für die Versorgungssicherheit», sagte Ineichen-Fleisch. Die Stärkung der Versorgungssicherheit erfordere nicht weniger, sondern mehr internationale Kooperation. (lha/SDA)
Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.
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