Empfänger von Durchschnittslöhnen arbeiten für solche Summen jahrelang. Aus Sicht der Chefs von bundesnahen Betrieben ist es lediglich ein fürstlicher Zustupf zu ihren fürstlichen Gehältern: Laut Kaderlohnreporting 2016 kassierte Post-Chefin Susanne Ruoff (60) einen Bonus von 317'000, SBB-CEO Andreas Meyer (56) einen «variablen Lohnanteil» von 326'000, Ruag-Konzernleiter Urs Breitmeier (55) sogar 354'000 Franken!
Postpräsident Urs Schwaller (65) erklärte diese Woche, der Bonus für Ruoff werde vorerst nicht ausbezahlt.
Grünen-Präsidentin Regula Rytz (55) geht noch einen Schritt weiter: Die Berner Nationalrätin reicht in der Frühjahrssession eine Motion «Schluss mit Boni-Fehlanreizen bei bundesnahen Betrieben!» ein, die SonntagsBlick vorliegt. Das Ziel: Variable Lohnanteile sollen nur in sehr beschränktem Ausmass ausgerichtet werden können und Teamleistungen sollen belohnt werden.
Rytz: «Es ist höchste Zeit, die teils exzessiven individuellen Bonuszahlungen endlich zu korrigieren.»
Die Idee dieser Saläranteile gehe von einem falschen Menschenbild aus. «Sie setzt voraus, dass jemand nur Leistung bringt, wenn er dafür besonders belohnt wird.» Das, so Rytz, schaffe automatisch Fehlanreize.
Studien zeigen, dass es wenig Zusammenhang zwischen Boni und Geschäftserfolgen gibt. Die Deutsche Bahn verzichtet deshalb seit 2017 ganz auf individuelle Lohnanteile.
Rytz’ Vorstoss ist nicht chancenlos. Der Bundesrat beabsichtigt, Boni ab 2018 auf die Hälfte des fixen Salärs zu beschränken. Für Rytz ist damit der «individuelle Anreiz aber nach wie vor sehr hoch».
Rytz stellt Boni grundsätzlich in Frage
Die Grünen-Politikerin glaubt, dass die Post grundsätzlich über die Bücher muss. Mit dem Postauto-Skandal habe sie einen «enormen Imageschaden» erlitten. Rytz: «Ob jetzt Boni überhaupt legitim sind, ist grundsätzlich in Frage zu stellen.»
Klar ist: Den Kadern der Bundesbetriebe bläst nun ein weitaus steiferer Wind ins Gesicht. Im Parlament sind Bestrebungen im Gang, deren Löhne zu deckeln. Als Referenzgrösse dient der Bundesratslohn von 475'000 Franken.
Vielleicht haben am Schluss die Buchhalter-Tricks bei der Post doch noch ihr Gutes: Sie könnten helfen, dass die Saläre der Spitzenverdiener bei Post, SBB und Co. nicht weiter masslos steigen, sondern dass sich die Betriebe endlich mässigen.