Parteipräsident Albert Rösti zum Neuenburg-Debakel
«Ein Versagen der Neuenburger SVP»

Bei den kantonalen Wahlen in Neuenburg verliert die SVP mehr als die Hälfte ihrer Sitze. SVP-Präsident Albert Rösti spricht von einem Sonderfall. Er sieht in der Romandie weiterhin Wachstumspotenzial für seine Partei.
Publiziert: 03.04.2017 um 13:09 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 12:00 Uhr
SVP-Chef Albert Rösti: «Nicht nur in der Romandie, auch in der Deutschschweiz haben wir es in der Exekutive nicht einfach, wenn man eine geradlinige Politik betreibt.»
Foto: Karl-Heinz Hug
Interview: Ruedi Studer

BLICK: Herr Rösti, Ihre Partei verliert im Neuenburger Kantonsparlament elf von 20 Sitzen, und bei den Staatsratswahlen landen die SVP-Kandidaten auf den hinteren Plätzen. Wie erklären Sie sich das Debakel?
Albert Rösti: Wir werden das genau analysieren. Aber das Resultat ist wohl auf parteiinterne Querelen in der Neuenburger Sektion zurückzuführen. Interne Streitigkeiten wirken sich bei Wahlen aus.

Davon profitiert insbesondere die FDP. Holen die Freisinnigen ihre frühere Wählerschaft zurück?
Es ist logisch, dass die FDP als uns am nächsten stehender bürgerlicher Partner profitiert hat. Grund dafür ist aber nicht die Qualität der FDP, sondern das Versagen der Neuenburger SVP.

Vielleicht ist es auch einfach vorbei mit der Romandie als Wachstumsmarkt der SVP.
Nein, das sehe ich überhaupt nicht so. In der Romandie haben wir weiterhin noch viel Wachstumspotenzial. Neuenburg ist ein Sonderfall.

Nicht nur interne Querelen machen der SVP in der Romandie zu schaffen, auch Aushängeschilder sorgen für Negativschlagzeilen – etwa Vizepräsidentin Céline Amaudruz mit ihrer Blaufahrt. Hat das der Partei geschadet?
Frau Amaudruz wurde von den Behörden bestraft und hat sich öffentlich entschuldigt. Man muss einen Fehler auch mal verzeihen können. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.

Nach der Wahl von Guy Parmelin als zweitem SVP-Bundesrat erhoffte sich die SVP einen Parmelin-Effekt in der Romandie. Der blieb bisher aus.
Ich habe diesen Begriff nicht geprägt. Wir haben etwa auch im März im Wallis zwei Sitze hinzugewonnen.

Das grosse Problem ist aber die Exekutive: Der Bernjurassier Pierre Alain Schnegg ist noch der einzige welsche SVP-Vertreter in einer Kantonsregierung.
Nicht nur in der Romandie, auch in der Deutschschweiz haben wir es in der Exekutive nicht einfach, wenn man eine geradlinige Politik betreibt. Dann wird es in Majorzwahlen automatisch schwieriger, da man über die Parteigrenze hinaus auf Stimmen angewiesen ist. In der Romandie muss sich die SVP zudem noch weiter entwickeln, das braucht noch etwas Zeit.

Zeigt die Freysinger-Abwahl im Wallis, dass sich die SVP zumindest in der Exekutive mässigen muss?
Es ist leider so, dass in einer Regierung eher Konsenspolitiker gefragt sind. Als Parteipräsident erwarte ich von unseren Exekutivmitgliedern, dass sie die SVP-Haltung klar in die Regierung tragen und gegen aussen das Kollegialitätsprinzip vertreten. Allerdings glaube ich nicht, dass Freysinger über seine SVP-Haltung gestolpert ist, sondern über seine Wahlstrategie zur CVP-Spaltung. Das hat die CVP gegen die SVP geeint. Ohne diesen Angriff hätte Freysinger die Wiederwahl wohl geschafft.

Am 30. April steht in der Waadt die nächste Nagelprobe an. Auch dort gibt es interne Querelen. Ist eine Niederlage damit vorprogrammiert?
Nein, für die Waadt bin ich zuversichtlicher. Ich erwarte, dass die SVP Sitze gewinnt oder zumindest ihre bisherige Sitzzahl verteidigt. Und im Idealfall holen wir auch einen Regierungssitz. Dafür braucht es in den verbleibenden Wochen aber nochmals vollen Einsatz.

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