Die CVP befragt derzeit ihre Mitglieder. Zur Debatte steht das C im Parteinamen – aber nicht nur. Die BDP richtet sich kommende Woche nämlich ebenfalls mit einer Befragung an ihre Basis. Das ist kein Zufall: Die Spitzen der beiden Parteien denken über ein Zusammenrücken nach.
Gemeinsam mit der EVP bilden die beiden Zentrumsparteien CVP und BDP bereits die Mitte-Fraktion. Die Erfahrungen darin seien gut, heisst es von Christdemokraten, fast schon euphorisch ist man in der BDP-Führung.
Es fehlte das Geld
Nachdem die BDP bei den Eidgenössischen Wahlen im Oktober 2019 auf drei Nationalratssitze abgesackt war und sie keine eigene Fraktion mehr stellen konnte, musste sich die Partei neu organisieren. Ihr fehlte der Fraktionsbeitrag von jährlich 144'500 Franken und mehrere Mandatsbeiträge von 26'800 Franken je Parlamentarier.
CVP-Chef Gerhard Pfister (57) hatte sich hinter den Kulissen sehr darum bemüht, der BDP von Martin Landolt (51) in der gemeinsamen Fraktion mit der EVP von Marianne Streiff-Feller (62) einen Platz zu geben. So formte Parteipräsident Pfister die drittstärkste Fraktion im Bundeshaus.
Dahinter steckt Kalkül. Im Wahlkampf 2019 hatte er festgestellt, dass sich viele in der Bevölkerung mit den Positionen und Werten der CVP identifizieren könnten, aber betonen: «Ich bin halt nicht religiös», weshalb sie ihre Stimme doch einer anderen Partei geben.
Aus diesem Grund hat der CVP-Präsident die C-Frage mittels Umfrage wieder aufs Parkett gebracht. Vorgeschlagen werden darin alternative Parteinamen wie «Allianz der Mitte». Ein Name, hinter den sich die BDP scharen könnte.
Wie der Teufel das Weihwasser
Wie ein Zusammengehen von CVP und BDP am Schluss aber aussehen könnte, wollen die Parteistrategen in den nächsten Wochen klären. Während Landolt auch von Fusion redet, scheuen andere BDP-Mitglieder das Wort wie der Teufel das Weihwasser.
Vorstellbar ist, dass sich die beiden Parteien unter einem Dach zu einer Mitte-Holding zusammenfinden, es in einzelnen Kantonen aber weiterhin noch beide Parteien gibt. Das machte beispielsweise in Graubünden Sinn, wo CVP und BDP stark sind. Im Kanton Bern aber, in dem die CVP traditionell schwach ist, könnte ein Zusammengehen mit der BDP angebracht sein.
Vor fünf Jahren sagte Pfister in einem Interview mit der «Zentralschweiz am Sonntag», 2023 müsse für die CVP ein Wähleranteil von 15 Prozent drin liegen. Vergangenen Herbst trotzte die Partei der grünen Welle. Sie blieb bei 11,4 Prozent stabil. Die Grünen überholten sie aber mit fast 13,2 Prozent. Zusammen mit der BDP kommt die CVP jedoch auf einen Wähleranteil von fast 14 Prozent.
Ziel der CVP oder besser, der neuen Mitte-Partei, muss es sein, im Herbst 2023 tatsächlich über die 15-Prozent-Schwelle zu kommen und die Nase möglichst noch vor der FDP zu haben.
Sie ziehen zusammen
Aber ein Schritt nach dem anderen: Zur sich neu formierenden Mitte-Allianz sollen nach BLICK-Informationen auch GLP und EVP eingeladen werden. Einzelne Mittepolitiker können sich sogar vorstellen, den Freisinn mit an den Verhandlungstisch zu bitten. Stand jetzt scheint das Interesse von BDP und CVP an einem zusammenrücken aber grösser zu sein als das der anderen.
Zudem sind es manchmal äussere Umstände, die eine Entwicklung verhindern: Die CVP hatte gegenüber dem Berner Nobelhotel Bellevue repräsentative Räumlichkeiten für eine neue Parteizentrale zu attraktiven Konditionen in Aussicht. Auch für andere Zentrumsparteien hätte es Platz gehabt. Interesse, ins «Haus der Mitte» zu ziehen, gab es denn tatsächlich auch von mehreren Parteien. Doch dann schnappte der Kanton Bern die Räume weg.
Nun hat die CVP andere Büros in Aussicht. Aus der grossen Mitte-WG wird nun zwar nichts, doch CVP und BDP können in Bern zusammenziehen. In einer Zweierbeziehung ist die erste gemeinsame Wohnung oft der Schlüssel zu einer festeren Bindung.