Paradise Papers bringen SBB-Präsidentin weiter unter Druck
Politik untersucht den Fall Monika Ribar

Nach den Enthüllungen der Paradise Papers steigt der Druck auf SBB-Präsidentin Monika Ribar. Die Geschäftsprüfungskommission des Ständerats will ihr Engagement für die umstrittene Capoinvest des Schweiz-Angolaners Jean-Claude Bastos überprüfen.
Publiziert: 23.11.2017 um 14:50 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 21:33 Uhr
Der politische Druck auf SBB-Präsidentin Monika Ribar steigt. Nach den Enthüllungen der Paradise Papers prüft die ständerätliche Geschäftsprüfungskommission eine vertiefte Untersuchung.
Foto: PHILIPPE ROSSIER

Die brisanten Enthüllungen der Paradise Papers setzen SBB-Präsidentin Monika Ribar (58) immer mehr unter Druck. Nun nimmt sich die Politik des Falls an. Die ständerätliche Geschäftsprüfungskommission (GPK) verlangt von Doris Leuthard (54) in einem ersten Schritt detaillierte Angaben und eine bundesrätliche Einschätzung zur «Causa Ribar». Das berichtet die Zeitschrift «Bilanz».

Konkret steht derzeit im Raum, ob und wie transparent Ribar ihr Mandat als Verwaltungsrätin für die Capoinvest Limited kommuniziert hat. Im Geschäftsbericht der SBB 2015 fehle eine solche Angabe komplett. Ribar selbst behauptete, «vergessen» zu haben, den Bundesrat vor ihrer Wahl in das SBB-Präsidium über das umstrittene Mandat zu informieren. Obwohl sie dafür 100'000 Franken kassiert haben soll.

Ribars «heikles» Engagement für Capoinvest

Ribar war 2015 in den Verwaltungsrat der Capoinvest Limited eingetreten. Damals war sie bereits Vize-Präsidentin der SBB. Der schweizerisch-angolanische Unternehmer Jean-Claude Bastos (50) hält die Aktienmehrheit an Capoinvest und verwaltet gleichzeitig den angolanischen Staatsfonds, welcher hinter der Finanzierung des Baus eines Tiefseehafens in Angola steht. Der Profit des Hafens dürfte dereinst grossmehrheitlich Bastos und seiner Capoinvest zufliessen.

Politiker werden aktiv

Obwohl Ribar seit 2016 nicht mehr im Verwaltungsrat von Capoinvest sitzt, ist der Fall noch nicht ausgestanden. Verkehrsministerin Leuthard muss der GPK bis Ende Jahr Fragen beantworten. Die parlamentarischen Aufseher wollen detaillierte Angaben zum Ablauf der Wahl von Ribar. Und sie wollen wissen, wie Leuthards Departement den Fall einschätzt.

Danach werde die GPK entscheiden, ob sie den Fall vertieft untersuche, wie der jurassische Ständerat Claude Hêche (64, SP) sagt. «Personen mit Mandaten in öffentlichen Institutionen und Unternehmungen müssen höhere ethische Standards erfüllen, dazu sind sie verpflichtet!», zeigt sich der Jurassier schockiert.

Wiederwahl wird zur Zitterpartie

Mit dieser Meinung steht Hêche nicht alleine. Etliche nationale Politiker von links bis rechts bezeichnen Ribars Angola-Engagement zumindest als «heikel». Vielen falle es schwer zu glauben, dass Ribar das Mandat sorgfältig geprüft habe.

Die einst hoch angesehene Managerin ist in Verruf geraten. Dass sie an der SBB-Generalversammlung im kommenden Frühling im Präsidentenamt bestätigt werde, galt bis vor kurzem als Formsache. Nach den jüngsten Entwicklungen dürfte es sich aber eher um eine Zitterpartie handeln. (duc)

Die Schweiz-Beziehungen von Jean-Claude Bastos

Jean-Claude Bastos taucht in den «Pacific-Papers» prominent auf. Nebst Monika Ribas haben auch andere Schweizer Verbindungen zum Quantum-Global-Chef, wie die «Handelszeitung» letzte Woche berichtete. Die ehemalige Bundesrätin Ruth Metzler sitzt im Beirat der Quantum-Global-Gruppe. Walter Fust, ehemals Geschäftsleiter der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza), gründete 2012 mit Bastos eine Firma, die Beratungen für Entwicklungsprojekte abwickle und ist Präsident der von Bastos gegründeten Afrikanischen Innovationsstiftung mit Sitz in Zürich. Der frühere Kuoni-Chef Armin Meier sitzt im Verwaltungsrat von Bastos' Family-Office sowie einer Ingenieursgesellschaft. Der frühere UBS-Chef Marcel Rohner sass unter anderem in der Firma Plaza Global Real Estate Partners auf der Kanalinsel Jersey. Das Joint Venture kaufte mit Kapital der angolanischen Zentralbank Luxusimmobilien in New York, Paris, London und München. Auch Starwerber Frank Bodin und André Schneider, Ex-WEF-Geschäftsführer und Chef des Flughafens Genf, konnten Verbindungen zu Bastos nachgewiesen werden. Bei ihnen Allen ist allerdings bisher nicht klar, ob sie über die zweifelhaften Geschäften Bastos in Angola informiert sind. (vof)

Jean-Claude Bastos taucht in den «Pacific-Papers» prominent auf. Nebst Monika Ribas haben auch andere Schweizer Verbindungen zum Quantum-Global-Chef, wie die «Handelszeitung» letzte Woche berichtete. Die ehemalige Bundesrätin Ruth Metzler sitzt im Beirat der Quantum-Global-Gruppe. Walter Fust, ehemals Geschäftsleiter der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza), gründete 2012 mit Bastos eine Firma, die Beratungen für Entwicklungsprojekte abwickle und ist Präsident der von Bastos gegründeten Afrikanischen Innovationsstiftung mit Sitz in Zürich. Der frühere Kuoni-Chef Armin Meier sitzt im Verwaltungsrat von Bastos' Family-Office sowie einer Ingenieursgesellschaft. Der frühere UBS-Chef Marcel Rohner sass unter anderem in der Firma Plaza Global Real Estate Partners auf der Kanalinsel Jersey. Das Joint Venture kaufte mit Kapital der angolanischen Zentralbank Luxusimmobilien in New York, Paris, London und München. Auch Starwerber Frank Bodin und André Schneider, Ex-WEF-Geschäftsführer und Chef des Flughafens Genf, konnten Verbindungen zu Bastos nachgewiesen werden. Bei ihnen Allen ist allerdings bisher nicht klar, ob sie über die zweifelhaften Geschäften Bastos in Angola informiert sind. (vof)

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