Am Sonntag präsentiert sich der Kanton St. Gallen an der Fête des Vignerons in Vevey VD – einen Tag lang haben die Ostschweizer Zeit, ihren Kanton im besten Licht erscheinen zu lassen. Und geben viel Geld dafür aus: 240'000 Franken hat St. Gallen für den Tag budgetiert.
Doch fast wäre es zu einem fatalen Fehler gekommen: In den Werbetaschen, auch Goodie Bags genannt, auf denen stolz das grün-weisse Wappen prangt – fanden sich nicht nur St.-Gallen-Pins, Infomaterial und Jasskarten, sondern auch Proviant.
Doch der stammte nicht aus dem Bratwurst-Kanton. Sondern aus Deutschland. Konkret geht es um zwei Packungen Honig-Reiswaffeln, eine Packung Mandeln sowie um einen Apfelsaft. Die Produkte stammen alle von der Marke Alnatura und werden im Ausland hergestellt, wie das St. Galler «Tagblatt» berichtet.
«Das kann doch nicht sein»
Das rief Jakob Engler (80) aus Balgach SG auf den Plan. Weil er am Sonntag selbst an den St. Galler Festtag nach Vevey reist und seinen heimischen Wein präsentiert, hat er ebenfalls eine solche Tasche vom Organisationsteam erhalten. Und ob der Auswahl den Kopf geschüttelt. «Es kann doch nicht sein, dass wir St. Gallen repräsentieren und Produkte aus Darmstadt erhalten. Können Sie sich vorstellen, wie peinlich das wäre, wenn wir diese Beutel an die Besucher abgegeben hätten?»
Engler wandte sich an den Kanton: In der Ostschweiz habe es genügend regionale Produkte, mit welchen der Kanton werben könne: etwa Toggenburger Waffeln, Rheintaler Süssmost oder auch Schokoladenprodukte, schrieb er.
Migros spendete die deutschen Produkte
Mit Erfolg: Die Projektleiterin gab sich reuig und liess die Waren austauschen. Statt Alnatura-Apfelsaft findet sich nun etwa Süssmost im Goodie Bag – aus Englers Gemeinde Marbach.
Zum peinlichen Fehler beigetragen hat auch die Migros Ostschweiz. Dort hatte der Kanton nach einem Essens-Sponsoring nachgefragt. Und der Detailhandelsriese lieferte die Produkte der deutschen Bio-Kette. Man habe den Fokus halt auf Haltbarkeit und Lagerfähigkeit gelegt, da es sich ja um Reiseproviant handele, so die Migros Ostschweiz auf Anfrage von BLICK.
Doch auch den Kanton trifft eine Schuld am Fast-Debakel: Denn er akzeptierte den Vorschlag der Migros. Dort gelobt man Besserung: «Bei einem erneuten Verpflegungssponsoring werde ich versuchen, mehr Aufmerksamkeit auf regionale Produkte zu richten und im Zweifelsfall dann doch lieber ab- statt zusagen», so die Projektleiterin.