Kaum jemand beschäftigt sich intensiv mit dem Tod, schon gar nicht mit dem eigenen. An diesem Tabu hat auch die Pandemie nicht gerüttelt. Eine Ausnahme bringt die Abstimmung vom 15. Mai. Dann entscheidet das Stimmvolk über die sogenannte Widerspruchslösung bei der Organspende. Konkret geht es um die Frage: Wer nach seinem Tod keine Organe spenden will, muss dies künftig explizit festhalten.
Neben der Organspende gibt es aber noch viele weitere Fragen, die zu beantworten es im Notfall zu spät ist, wie etwa: Welche intensivmedizinischen Massnahmen möchte man als Patient – oder will man gar keine? Wer entscheidet als Vormund über eine Person, die nicht mehr urteilsfähig ist?
Eine Gruppe von National- und Ständeräten aus allen Fraktionen will Hemmschwellen vor all diesen Fragen abbauen.
Die Gruppe verfolgt das Ziel, dass möglichst viele Personen ihren Willen frühzeitig hinterlegen. Auf einer dreisprachigen Homepage (entscheideselbst.ch) können begleitet Vorsorgeaufträge und Patientenverfügungen erstellt werden. Auch eine medizinische Beratung per Telefon ist möglich.
Unternehmer und FDP-Nationalrat Marcel Dobler (41, SG) hat die Website angestossen, er ist Co-Präsident der parlamentarischen Gruppe: «Es ist ein sensibles, sehr persönliches Thema. Es war an der Zeit, dass endlich ohne grossen Aufwand Menschen diesen Entscheid formulieren können.» Denn ohne Patientenverfügung und ohne Vorsorgeauftrag könne es sein, dass über einen bestimmt werde.