Der Spar-Wahn in Olten SO nimmt kein Ende: Jetzt muss auch die Stadtpolizei dranglauben. Ab 2016 wird sie in die Kantonspolizei integriert. Das hat das Gemeindeparlament entschieden. Deutlich, mit 40 zu 7 Stimmen.
«Das ist doch Wahnsinn!», sagt Kurt Hurni (72). Und fragt: «Wer schaut dann an der Chilbi oder Fasnacht zum Rechten?» Der pensionierte Filialleiter ist nicht der einzige Oltner, der sich Sorgen macht. Als sich BLICK in der Eisenbahnerstadt umhört, findet sich kein Bürger, der die Abschaffung gut findet.
Die Unsicherheit ist gross. «Wer lehrt die Kinder in Zukunft, wie man über den Fussgängerstreifen geht? Und wer patrouilliert in den Quartieren?», fragen Reto Schaffner (28) und seine Frau Isabelle (27). Sie finden: «Da wird definitiv am falschen Ort gespart.»
Lieber auf Weihnachtsbeleuchtung verzichten
Wenn sparen, dann überall, das ist der Tenor. «Diese Weihnachtsbeleuchtung ist ja schön, sie hat aber auch Geld gekostet. Das hätte man in die zukünftige Sicherheit investieren können», findet Susanne Weber (64), pensionierte Lagermitarbeiterin.
Den meisten Bürgern geht es um die Sicherheit. «Man fühlt sich ohne die Stadtpolizei nicht mehr sicher», sagen Domenico (35) und Zorica Giampa (29). «Die Stadt gibt lieber viel Geld für nicht so nötige Blumenkisten, Kreisel oder Plätze aus.»
Zum Beispiel wurde auch die Sanierung des Stadthauses nicht mehr gestoppt. Obwohl der Stadtrat schon im Herbst 2012 wusste, dass die Steuereinnahmen vom Energiekonzern Alpiq stark zurückgehen würden. Der Sparhebel wurde dafür bei öffentlichen und sozialen Einrichtungen angesetzt (BLICK berichtete). Und nun auch bei der Stadtpolizei. Dafür haben die Bürger kein Verständnis. «Die sind, wenn es eskaliert, viel schneller da als die Kantonspolizisten», sagt die Serviceangestellte Marga Iglesias Dias (18).
Die Oltner Stadtpolizei gibt es seit 1851. 34 Polizisten arbeiten für den Posten mitten in der Stadt. Mit der Abschaffung sollen zwei bis drei Millionen Franken gespart werden.
Werden bald Unterschriften gesammelt
Sicherheitsdirektorin Iris Schelbert (58, Grüne) betont im «Oltner Tagblatt», die Sicherheit in Olten bleibe laut Kanton gewährleistet: «Wir haben das Wort des Regierungsrates und des Kommandanten der Kantonspolizei.»
In Olten gibt es jedoch bereits Bürger, die Überlegungen anstellen, ob sie Unterschriften für eine Initiative sammeln sollen.
Für Rathskeller-Wirt Roger Lang (52) ist klar: «Hätte das Volk entscheiden dürfen, dann würde es die tolle Stadtpolizei auch zukünftig noch geben.»