Ohne Trump können andere auftrumpfen
WEF sucht den Stargast

Trumps Absage beraubt das WEF seiner grössten Attraktion. Doch für die verbliebenen Teilnehmer eröffnen sich damit neue Chancen – wenn sie fähig sind, diese zu nutzen.
Publiziert: 12.01.2019 um 01:33 Uhr
|
Aktualisiert: 14.01.2019 um 15:38 Uhr
1/7
Hauptattraktion des WEF 2018 war US-Präsident Donald Trump. Für 2019 hat er abgesagt.
Foto: AFP
Guido Schätti

Jetzt auch noch Emmanuel Macron (41): Die Absagen von Hochkarätern für das WEF häufen sich. Mit Donald Trump (72) verliert das Davoser Elitetreffen seine Hauptattraktion. Das WEF ohne den US-Präsidenten ist wie eine Party ohne das Geburtstagskind – nur halb so lustig und halb so spannend.

Natürlich will das offiziell niemand bestätigen, am wenigsten das WEF selber. «Es werden immer noch über 60 Staats- und Regierungschefs erwartet», beeilt sich WEF-Sprecher Yann Zopf anzuführen. An grossen Namen herrsche also kein Mangel. Auch Ueli Maurer (68) will kein Wort des Bedauerns verlieren – obwohl sich der Schweizer Bundespräsident letztes Jahr in Davos als Trump-Fan zu erkennen gab.

Trump ist ein Garant für Spektakel

Dennoch: Der US-Präsident hinterlässt eine enorme Lücke. Die wohlerzogene Davoser Elite lechzt förmlich nach einem politischen Raufbold, nach einem, der wie Trump auf alles schiesst, was sich bewegt, und keinen Wert auf gute Manieren legt.

Letztes Jahr benahm sich Trump in Davos zwar gesittet und nutzte die Plattform, um der ganzen Welt einzutrichtern, dass die USA auch unter ihm ein verlässlicher politischer Partner blieben. Die Parole «America first» sei keine Absage an die Verbündeten, so sein Mantra.

Inzwischen hat er alles daran gesetzt, die eigenen Aussagen zu widerlegen. Er hat einen Handelskrieg mit China angezettelt, den Abzug der US-Truppen aus Syrien und Afghanistan angekündigt und ist drauf und dran, den nationalen Notstand auszurufen, um eine Mauer an der mexikanischen Grenze bauen zu können.

Die Frage ist nun: Wer springt in die Lücke? Trumps Absenz ist die grosse Chance der anderen. Wenn der US-Präsident nicht nach Davos reisen kann, weil er zu Hause Feuer im Dach hat, ist das ein Zeichen politischer Schwäche, die sich ausnützen lässt.

WEF 2020

Vom 21. bis 24. Januar findet wieder das World Economic Forum (WEF) in Davos statt. Rund 2500 internationale Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Gesellschaft treffen sich zum Austausch.

Vom 21. bis 24. Januar findet wieder das World Economic Forum (WEF) in Davos statt. Rund 2500 internationale Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Gesellschaft treffen sich zum Austausch.

Europas Staatschefs sind gelähmt

Das Problem: Die meisten anderen Staatschefs stecken innenpolitisch mindestens ebenso tief im Schlamassel wie Trump.

Macron? Um die Gelbwesten nicht zu erzürnen, bleibt er lieber zu Hause. Angela Merkel (64)? Die Wahlverluste 2017 haben ihr jegliche Strahlkraft geraubt. Theresa May (62)? Wenn sie am Dienstag die Brexit-Abstimmung im Parlament verliert, ist sie weg vom Fenster, bevor das WEF überhaupt begonnen hat. Jair Bolsonaro (63)? Der neue brasilianische Präsident wurde schon als Mini-Trump bezeichnet, kann das Original aber nicht vergessen machen.

Xi und Putin könnten Kapital schlagen

Damit bleiben nur zwei, die das Vakuum füllen könnten: der chinesische Staatschef Xi Jinping (65) und der russische Präsident Wladimir Putin (66). Bei beiden ist zwar völlig offen, ob sie nach Davos kommen. Ihnen böte das WEF 2019 aber eine historische Chance: Während der Rest der politischen Elite gelähmt ist, könnten sie sich als die letzten Staatsmänner aufspielen.

Für Putin wäre nach zehn Jahren Abwesenheit allein schon die Teilnahme in Davos ein Prestige-Erfolg. Für Xi liegt noch mehr drin: Schon vor zwei Jahren pries er sich in einer denkwürdigen Rede am WEF als Verteidiger des freien Welthandels und als Garant für internationale Stabilität an. Nun könnte er den Führungsanspruch Chinas noch viel entschiedener einfordern.

Donald Trump News

Seit Donald Trump 2016 zum 45. Präsident der Vereinigten Staaten gewählt wurde, wirbelt er die internationale Politik durcheinander. Bleiben Sie auf dem Laufenden mit allen Bildern, News & Videos aus den USA.

Böse Zungen würden behaupten, Trump habe so mehr Zeit fürs Golfen.
Der US-Präsident sorgt mit seinen kontroversen Aussagen häufiger für Aufruhr in der internationalen Gemeinschaft.
AP Photo

Seit Donald Trump 2016 zum 45. Präsident der Vereinigten Staaten gewählt wurde, wirbelt er die internationale Politik durcheinander. Bleiben Sie auf dem Laufenden mit allen Bildern, News & Videos aus den USA.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?