Sind unsere Zivis zu bequem geworden? Über diese Frage streitet sich heute der Nationalrat. Denn nach der Abschaffung der Gewissensprüfung haben sich deutlich mehr junge Männer für einen zivilen Einsatz entschieden als erwartet. Das Parlament rechnete mit 2500 Zivildienstleistenden – nun sind es mehr als doppelt so viele.
Von rechts regt sich nun Widerstand. Für die SVP ist klar: Die Hürden müssen höher und das Betätigungsfeld eingeschränkt werden. Jetzt mischen sich auch die Offiziere in die Debatte ein. Denis Froidevaux, Präsident der Offiziersgesellschaft, ärgert sich über Rekruten, welche während oder nach der Rekrutenschule ein Gesuch einreichen. In diesen Fällen sieht der Brigadier «primär Bequemlichkeitsgründe» für den Wechsel. Immer wieder komme es vor, dass Soldaten, die für eine Kaderposition vorgesehen sind, sich so davor drücken wollten.
Deshalb fordert Froidevaux, dass der Zivildienst «bezüglich Anforderungen und Entbehrungen» mindestens dem militärischen Dienst entsprechen soll. Dazu müsse die Zivildienstdauer «das Doppelte betragen», so Froidevaux. Heute beträgt sie das Eineinhalbfache. Und: Bereits geleistete Militärdiensttage dürften nach einem Wechsel nicht mehr angerechnet werden.
Kritisch äussert sich gegenüber BLICK auch Verteidigungsminister Ueli Maurer. «Das Parlament hat das ursprüngliche Ziel nicht erreicht», stellt er fest. Wenn es an den 2500 Zivildienstleistenden pro Jahr festhalten wolle, «dann müsste man eine Verschärfung vornehmen», so der SVP-Bundesrat. Für ihn dürfen Zivis «keine billigen Hilfskräfte» sein.
Aber weil es so viele gebe, «passiert das halt vielleicht schon mal ein bisschen», findet Maurer. Umstritten ist die Frage, ob sie in der Schule eingesetzt werden sollen. Er wisse zwar nicht, was sie dort genau täten, so Maurer. «Aber eine Pausenaufsicht, um die Lehrer zu entlasten, damit sie Kaffee trinken können, entspricht nicht der Würde eines Schweizer Bürgers, der etwas machen will fürs Vaterland.»