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Foto: Ex-Press

Offerten bleiben zwei Wochen ungeöffnet
Geheimniskrämerei um Kampfjets

Um die Kampfjet-Offerten, die heute fünf Herstellerfirmen der Schweiz übergeben, wird ein Riesen-Geheimnis gemacht. Die Dokumente werden zwei Wochen gesperrt, in ein Datensystem ohne Netzzugang gespeichert und sind für weniger als fünf Leute ganz einsehbar.
Publiziert: 24.01.2019 um 23:01 Uhr
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Aktualisiert: 25.01.2019 um 07:23 Uhr
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Die Armasuisse nimmt diesen Freitag, 25. Januar die Offerten von fünf Kampfjet-Herstellerfirmen entgegen. Programmleiter ist Vizedirektor Peter Winter.
Foto: Keystone
Andrea Willimann
Andrea WillimannBundeshaus-Redaktorin

Wer der Schweiz neue Kampfjets verkaufen will, muss bis heute Freitag eine Offerte einreichen. Aber was heisst schon Offerte! Die fünf eingeladenen Herstellerfirmen – Airbus mit dem Eurofighter, Dassault mit der Rafale, Saab mit dem Gripen E sowie Boeing mit der F/A-18 Super Hornet und Lockheed-Martin mit dem F-35A – geben grosse Papierpakete ab. Und zur Übergabe unter den strengen Augen eines Notars reisen grosse Delegationen an: Schliesslich geht es für die Jetproduzenten um einen möglichen Milliardendeal!

Auch die Offerten selber sind aussergewöhnlich: Alle Sachangaben sind strikt von den Preisen getrennt – in einem separaten Umschlag. Den Grund nennt Armasuisse-Sprecher Kaj-Gunnar Sievert (53): «Dieser 2-Envelope-Prozess stellt sicher, dass die Fachleute des Verteidigungsdepartements, welche die technischen Aspekte der Flugzeugtypen bewerten, keine Einsicht in die Kosten erhalten, sodass sie davon nicht beeinflusst werden.»

Jeder sieht nur so viel wie nötig von der Offerte

Doch vorerst sieht sowieso niemand etwas: Was Mitarbeitende der Hersteller seit letzten Sommer unter Zeitdruck und teils unter Ferienstopp erarbeitet haben, bleibt zwei Wochen lang unter Verschluss!

Laut Sprecher Sievert ist dies so, damit die Schweizer Seite unvoreingenommen ist, wenn Boeing, Airbus und Co. nächste Woche ihre Offerten präsentieren. Jede Firma erhält dafür genau einen Tag lang Zeit.

Erst danach werden die Papierpakete geöffnet. Wobei jeder nur den Teil zu sehen bekommt, den er zu beurteilen hat. «Es gilt das Prinzip: ‹Wissen, wo nötig›», so Sievert. Wer also den Wartungsaufwand der fünf Kampfjets vergleicht, erhält nur diese Angaben.

Die Offerten wurden, um dies zu ermöglichen, entsprechend strukturiert. «Nur eine Hand voll Personen hat Einsicht in die kompletten Offertenunterlagen», sagt Sievert.

Ja keine Datenlecks! 

Die Vorsichtsmassnahmen, damit ja kein Offertdetail nach aussen gelangt, gehen aber noch viel weiter: Die Verteilung der Herstellerangaben läuft über ein in sich geschlossenes Datencenter ohne Netzzugang und mit klar zugeteilten Zugangsrechten.

In den Dokumenten mussten die Hersteller über 2000 Fragen beantworten. Zudem liefern sie Berechnungen, wie viele Flugzeuge aus ihrer Sicht nötig sind, um die Aufgaben der Schweizer Luftwaffe erfüllen zu können. Für die fixe Zahl von 30 und 40 Flugzeugen waren weiter sämtliche Preise verlangt, also auch für Logistik, Wartung etc. Alles streng geheim!

Genauso werden auch die Ergebnisse der Flug- und Bodenerprobung der Kampfjets behandelt, die von April bis Juni in Payerne VD stattfindet. Bis dahin bleibt auch der Wettbewerb völlig offen: «Aus diesen Tests dürften sich weitere Fragen an die Hersteller ergeben, die über die ersten Offerten hinausgehen. Erst wenn auch diese Antworten vorliegen, zeigt sich, welche Jets in die Endrunde kommen», erzählt Sievert, der schon bei der letzten Auswahl dabei war.

Die Hersteller brauchen also einen langen Schnauf. Die zweite Offertrunde startet ab Ende 2019. Dann läuft der Countdown bis Mitte 2020, bis die Firmen der Schweiz ihr überarbeitetes, bestes Angebot überreichen. Und erst Ende 2020, wenn der Bundesrat gemäss Zeitplan den Typ auswählt, hat die Geheimniskrämerei ein Ende.

Racheakte soll des dieses Mal nicht geben

Warum aber das Versteckspiel? Grund dafür ist der Entscheid von Bundesrat und Parlament, das Volk nur über den Grundsatz, ob es eine neue Luftverteidigung will, und das Budget abstimmen zu lassen, nicht aber über den Flugzeugtypen. Bei der letzten Abstimmung über eine Kampfjet-Beschaffung – über den Gripen 2014 – machten nämlich die leer ausgegangenen Hersteller Stimmung gegen den schwedischen «Papierflieger» und brachten ihn an der Urne zu Fall.

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