Offener Hass auf Asylsuchende in Amden SG
Schämen Sie sich für Ihre Gemeinde, Herr Präsident?

Die Bewohner von Amden SG kämpfen mit derben Sprüchen gegen die Eröffnung eines Asylzentrums. Der Gemeindepräsident nimmt sie in Schutz: «Wir sind nicht rassistisch.»
Publiziert: 13.05.2015 um 23:22 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 17:12 Uhr

Die Baldegger Schwestern geben das Kurhaus «Bergruh» in Amden auf. Der Kanton St. Gallen hat die Gelegenheit gepackt und eröffnet im Gebäude Anfang 2016 eine Unterkunft für 120 Asylsuchende.

Amden beherbergte von 1984 bis 2005 schon einmal Flüchtlinge – und machte offenbar sehr schlechte Erfahrungen. Denn jetzt brandet den neuen Flüchtlingen offene Ablehnung, ja richtiggehender Hass entgegen!

Hugo Thoma, Präsident der SVP Amden, sagte dem Regionalsender «TVO»: « Unsere Frauen wurden angepöbelt und betatscht.» Ein Einwohner erklärt am Rande einer Infoveranstaltung: «Die sollen sofort wieder verschwinden!» Die Schweizer könnten schliesslich auch nicht einfach in ein anderes Land auswandern. «Wir arbeiten und zahlen Steuern!» Die Asylsuchenden lebten währenddessen in «Saus und Braus». Eine Einwohnerin hätte statt der Unterkunft lieber eine Schönheitsklinik im Kurhaus – «für Silikon und Fettabsaugungen.»

Schon in diversen Gemeinden, etwa Bettwil AG, war der Widerstand gegen ein Asylzentrum massiv. Woher rührt jetzt der Hass auf die Flüchtlinge in der St. Galler Gemeinde? «Wir sind nicht rassistisch», sagt Gemeindepräsident Urs Roth. Die Bewohner hätten einzig ihre berechtigen Ängste gegen ein Asylzentrum geäussert. Und weiter: «Ich habe Verständnis, dass der Kanton verzweifelt Unterbringungsplätze sucht. Aber es ist ungerecht, dass es wieder uns trifft!»

Amden, am Walensee gelegen, lebt vom Tourismus. Und will keine Einnahmen verlieren, wie Roth, der in der christlichen Volkspartei (CVP) politisiert, offen zugibt: «Es ist nicht ausgeschlossen, dass 120 Asylbewerber in unserem kleinen Dorf gewisse Touristen irritieren werden.»

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