Offene und polyamore Beziehungen immer mehr akzeptiert
Sie liebt drei Männer – und alle wissen Bescheid

Manuela Geissbühler führt Liebesbeziehungen mit drei verschiedenen Männern. Noch wird sie deswegen von vielen komisch angeschaut. Doch das könnte sich in Zukunft ändern.
Publiziert: 05.11.2021 um 15:05 Uhr
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Aktualisiert: 05.11.2021 um 18:49 Uhr
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«Gefühle habe ich genug», sagt Manuela Geissbühler.
Foto: zVg
Ladina Triaca und Lea Blum

Als Manuela Geissbühler (56) ihren letzten runden Geburtstag feierte, waren ihr Ehemann und ihr Freund dabei. Und alle Gäste wussten Bescheid. Denn Manuela Geissbühler lebt polyamor. Das heisst, sie führt Liebesbeziehungen mit mehreren Männern, und alle sind damit einverstanden.

«Was soll ich tun?»

Begonnen habe alles vor knapp 30 Jahren, erzählt sie. Als junge, geschiedene Mutter von drei Kindern habe sie Peter* kennengelernt, ihren heutigen Ehemann. Er habe mit ihr die Kinder grossgezogen.

Doch nach einigen Jahren habe sie sich in einen anderen Mann verliebt, Andreas*, ihren heutigen Freund. «Ich war sehr, sehr, sehr verliebt. Und ich sagte meinem Mann: Ich liebe ihn, was soll ich tun?»

Sie tat, was sie für richtig hielt, und liebte beide Männer. Mit Ehemann Peter kochte sie zu Hause und schaute fern, mit Andreas ging sie an Partys und in die Ferien.

Leben in drei Wohnungen

Viel geändert hat sich bis heute nicht, ausser dass Manuela Geissbühler bestimmte Tage festgelegt hat, an denen sie bei Ehemann Peter in Zürich wohnt. Den Rest der Zeit verbringt sie im Zürcher Oberland bei Freund Andreas, wo sie als Wochenaufenthalterin gemeldet ist. Und seit kurzem teilt sie sich eine Wohnung in Dübendorf ZH – mit Uwe, ihrem dritten Partner, den sie vor einem halben Jahr kennenlernte.

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Keine Geheimnisse

Zu viel werde es ihr nicht, sagt Manuela Geissbühler. «Gefühle habe ich genug. Und jeder freut sich, mich zu sehen. Das gibt mir viel zurück.» Sie habe täglich Kontakt mit den drei Männern – entweder persönlich oder telefonisch. Manchmal treffe sie sich auch mit zweien zum Znacht.

Für die Männer sei das in Ordnung. Andere feste Beziehungen hätten sie nicht. Nur Freund Andreas nehme ab und zu eine Frau mit nach Hause, erzählt Manuela Geissbühler. «Mehr könnte ich nicht akzeptieren. Ich bin total eifersüchtig!»

Wichtig sei ihr aber, dass sie und ihre Partner keine Geheimnisse voreinander hätten.

Polyamorie immer mehr akzeptiert

Offene und polyamore Beziehungen, wie Manuela Geissbühler sie lebt, werden in der Bevölkerung immer mehr akzeptiert. Zu diesem Schluss kommt das neuste Generationen-Barometer, das die Forschungsstelle Sotomo im Auftrag des Berner Generationenhauses durchgeführt hat.

Gemäss den Autoren denken 59 Prozent der Befragten, dass nicht-monogame Beziehungen in Zukunft normal und akzeptiert sein werden – das sind etwas mehr als im Vorjahr. Besonders jüngere Menschen begrüssen diese Entwicklung. Die Studienautoren sprechen daher von einem «grundlegenden gesellschaftlichen Wandel», der sich andeute.

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Kinder lehnen Lebensstil ab

Abgeschlossen ist der Wandel nicht, noch haben viele Menschen Vorbehalte gegen alternative Beziehungsformen. Das erlebt auch Manuela Geissbühler. Sie sagt, ihre drei erwachsenen Kinder würden ihren Lebensstil ablehnen. «Vor allem früher war es schlimm für sie.» Und auch im Musikverein akzeptierten nicht alle, dass sie mehrere Partner habe. Doch das störe sie weniger. «Ich erwarte auch nicht, dass die Leute meinen Lebensstil toll finden.»

* Namen geändert

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