Ösi-Politiker führte alle hinters Licht
Knast statt Dschungel

Familie und Freunde von Josef Trajer, Regionalkoordinator der Partei Das neue Österreich (Neos), glaubten, er mache Ferien im Dschungel von Belize. Dabei sitzt er im Knast.
Publiziert: 04.12.2015 um 20:31 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 04:00 Uhr
Von Jessica von Duehren

Das letzte Lebenszeichen von Josef Trajer gab es am 8. Oktober: Auf Facebook postete der österreichische Politiker ein Foto vom Urwald im zentralamerikanischen Belize, dazu das Wort «Vorfreude ...». Doch als der Regional­koordinator der Partei Das neue Österreich (Neos) nach mehreren Wochen nicht aus den Fe­rien zurückkehrte, machten sich seine Angehörigen und Freunde Sorgen – und schalteten das Aussenamt ein. «Unser Honorarkonsul in Belize ist mit der ­Angelegenheit betraut. Wir sind auf mehreren Ebenen aktiv», bestätigte Aussenamtssprecher Thomas Schnöll den Fall dem Newsportal OE24.

Mit Hilfe einer Privatdetektei suchte die Behörde unter anderem in Spitälern nach dem verschollenen Vermögensberater. Und fand Trajer – allerdings nicht im rund 9500 Kilometer entfernten Dschungel, sondern im Knast in Wien-Simmering. Dort sitzt der Vermisste seit dem 12. Oktober wegen Urkundenunterdrückung. Damit niemand etwas von seiner Haftstrafe erfahren würde, hatte der Politiker die Geschichte vom Traumurlaub im Dschungel von Belize erfunden.

Tatsächlich hatte Trajer das Theater gut geplant. Nach ein paar Wochen bekam ein Freund des vermeintlichen Urlaubers einen Anruf. Ein Unbekannter berichtete, Trajer sei verletzt, seine Rückkehr verzögere sich. Rasch riss die Verbindung ab. Das Manöver sollte Trajers lange Abwesenheit begründen.

Auf Facebook erntete Trajer unter seinem Belize-Foto hämische Kommentare. So schrieb einer: «Vorfreude? Kommt auch selten vor, dass sich jemand auf Wien-Simmering freut.» Ein anderer nannte den Vermögensverwalter «Lügenbaron». Doch ein Facebook-Freund fand mitfühlende Worte: «Mir tut Herr Trajer leid. ‹Urkundenunterdrückung› – wahnsinnig schlimmes Delikt. Dass man wegen so ­einem Schmarrn überhaupt ins Gefängnis muss.»

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