Im christlichen und konservativen Lager hat der obligatorische Sexualkunde-Unterricht im Kindergarten keine Chance. Das zeigt eine Umfrage der Wahlplattform Vimentis unter den National- und Ständeratskandidaten.
91 Prozent der SVPler dagegen
So lehnen bei der SVP 91 Prozent der Kandidaten einen alters- und stufengerechten Sexualkunde im Kindergarten ab, bei der EVP sind es 84 Prozent.
Auch in der CVP ist die Ablehnung mit knapp der Hälfte relativ hoch – allerdings sind bei den Christdemokraten in dieser Frage 17 Prozent unentschlossen. Immerhin jeder Dritte ist für das Obligatorium. Eine relative Mehrheit findet sich mit knapp der Hälfte Befürworter bei der BDP.
In den übrigen Parteien hingegen finden sich teilweise deutliche Mehrheiten. Liberal zeigen sich auf bürgerlicher Seite die FDP, wo knapp mehr als die Hälfte für das Obligatorium ist. Bei der GLP sind es bereits 69 Prozent.
Den eigentlichen Gegenpol zur ablehnenden SVP bildet das rot-grüne Lager mit einer massiven Zustimmung von jeweils 89 Prozent bei SP- und grünen Kandidaten.
Romands stärker dafür
In der Umfrage findet sich ein spannender sprachregionaler Aspekt: In sämtlichen Bundesratsparteien ist die Zustimmung der welschen Kandidaten höher als bei ihren deutschsprachigen Kollegen.
Massiv sind die Unterschiede in FDP und CVP: Drei Viertel der französischsprachigen Freisinnigen sind für das Obligatorium, in der Deutschschweiz sind es nur 45 Prozent. Bei der CVP sind es 51 Prozent zu 27 Prozent Zustimmung.
Konservativer als die Deutschschweizer zeigen sich im Gegenzug die französischsprachigen Kandidaten von GLP und EVP.
Stärkere Zustimmung bei Frauen
Die geschlechterspezifischen Unterschiede dagegen halten sich in Grenzen. Bei SP, Grünen und FDP befürworten Frauen den Sexualkundeunterricht etwas stärker als Männer. Bei EVP und SVP ist die Zustimmung der Frauen gar doppelt so hoch als bei den Männern.
Bei GLP, BDP und CVP ist die Zustimmung der Männer leicht höher als jene der Frauen.
Volksinitiative zurückgezogen
Fast hätte sich auch das Stimmvolk direkt zum Sexualkundeunterricht äussern können. Allerdings mit umgestellter Fragestellung: Die Initiative wollte den Sexualkunde-Unterricht im Kindergarten explizit verbieten. Allerdings hat das Initiativkomitee die Volksinitiative vor gut zwei Monaten zurückgezogen.