Oberste Landfrau will Bäuerinnen absichern
Bauern sollen ihre Frauen entlöhnen müssen

Scheidungen sind in Bauernkreisen ein besonderes Problem: Weil viele Bäuerinnen zwar viel arbeiten, aber dafür keinen Lohn erhalten, droht ihnen der finanzielle Ruin. Deshalb fordert die oberste Landfrau nun ein eigenes Einkommen für Bäuerinnen.
Publiziert: 05.11.2018 um 20:28 Uhr
|
Aktualisiert: 05.11.2018 um 20:30 Uhr
1/6
Laut einer Studie erhält nicht mal die Hälfte der Bäuerinnen für ihre Arbeit auf dem Hof einen Lohn.
Foto: Keystone

Ein eigener Lohn für die Schweizer Bäuerinnen. Die Agrarreform soll es richten. Christine Bühler (59), Präsidentin des Schweizerischen Bäuerinnen- und Landfrauenverbands (SBLV), gibt sich in der «NZZ» zuversichtlich, ihr altes politisches Ziel zu erreichen. 

Manche Bauern bezahlen ihren Frauen schon heute einen Lohn für die Mitarbeit auf dem Hof. Wie viele es aktuell sind, ist nicht bekannt. Bühler beruft sich auf eine Studie von 2013: Damals waren es weniger als die Hälfte. 

«Diese Frauen sind im Alter zum Teil sehr schlecht abgesichert», sagt Bühler. Komme es zur Scheidung, landeten viele auf dem Sozialamt. Im Rahmen der anstehenden Agrarreform will Bühler daher erreichen, dass «familieneigene Mitarbeitende» entlöhnt werden müssen. Frauen, ältere Kinder, aber auch die Grosseltern-Generation.

Bauernverband wehrt sich gegen fixe Vorschriften

Mit dem Schweizerischen Bauernverband (SBV) hat Bühler diese Forderung offensichtlich nicht abgesprochen. Ein definitiver Entscheid sei noch nicht gefallen. Die Signale für die Bäuerinnen sind allerdings schlecht: So lehnte es der SBV-Vorstand bereits ab, den Lohnanspruch der Bäuerinnen in ein Strategiepapier zur Agrarreform aufzunehmen.

«Wir können doch nicht jedem Bauern vorschreiben, dass er seine Familie bezahlt», gibt Bauernverbands-Präsident Markus Ritter (51) zu bedenken. Wenn ein Betrieb nur 40'000 Franken steuerbares Einkommen erwirtschafte, dann sei dies halt schwierig. Beim Gewerbe käme man auch nie auf diese Idee. Immerhin anerkennt der St. Galler CVP-Nationalrat, dass es bei Scheidungen unters Bauersleuten «unschöne Geschichten» gäbe.

Bühlers leben die einfache Lösung vor

Christine Bühler meint zu den Bedenken des Bauernchefs, dass ihr noch nie zu Ohren gekommen sei, dass das Geld für Lohn und AHV des Mannes zu knapp sei. Sie verweist auf ihre eigene, einfache Lösung: Sie und ihr Mann führten den Betrieb gemeinsam. Am Ende des Jahres teilten sie das Einkommen untereinander auf. 

Unterstützung erhält die oberste Landfrau zudem von der Grünen-Nationalrätin Maya Graf (56). Die Baselbieterin unterstützt die Forderung des SBLV auf einen gesetzlichen Lohnanspruch. Zur sozialen Absicherung sei der Bäuerinnenlohn wichtig. (awi)

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?