Nur noch zwingend benötigtes Personal soll ins Tessin
SVP-Ständerat Marco Chiesa will Grenze weitgehend dicht machen

Die italienische Regierung schränkt die Mobilität in Norditalien ein. Doch für Grenzgänger bleibt die Grenze in die Schweiz offen. Der Tessiner SVP-Ständerat Marco Chiesa will aber nur noch zwingend benötigtes Personal reinlassen.
Publiziert: 08.03.2020 um 22:02 Uhr
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Aktualisiert: 09.03.2020 um 09:19 Uhr
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SVP-Ständerat Marco Chiesa will die Grenze zu Italien stärker abschotten.
Foto: keystone
Ruedi Studer

Die italienische Regierung will die Lombardei und weitere Provinzen im Kampf gegen das Coronavirus abriegeln. Trotzdem bleibt die Schweizer Grenze zu Italien für Grenzgänger offen! Sie müssen einfach einen entsprechenden Ausländerausweis G vorlegen. Eingeschränkt hingegen werden die Reisen für alle andern – zum Beispiel für Touristen.

Dem Tessiner SVP-Ständerat Marco Chiesa (45) ist dies aber nicht genug. «Es kann doch nicht sein, dass die Lombardei die Mobilität massiv einschränkt und das Tessin trotzdem weiterhin jeden Tag 70'000 Grenzgänger über die Grenze lässt», sagt er zu BLICK. «Da stimmt etwas nicht.»

SVP-Chiesa will nur noch «strategisches Personal»

Er verlangt daher eine massive Beschränkung auf wenige tausend Grenzgänger. «Wir dürfen nur noch strategisches Personal ins Tessin lassen, das wir zwingend vor Ort brauchen – zum Beispiel Ärzte und Pflegepersonal. Oder allenfalls Firmenchefs.»

Das müsse nun von Kanton und Bund klar definiert werden. «Alle anderen müssen zuhause bleiben und wenn möglich ihre Arbeit im Homeoffice erledigen», so Chiesa. «Glücklicherweise gehen viele Unternehmen bereits in diese Richtung.»

Gesundheit vor Wirtschaft

Der SVP-Ständerat ist sich bewusst, dass unter einen solch strikten Regime die Tessiner Wirtschaft leiden würde. «Es geht um zwei wichtige Güter: die Wirtschaft und die Gesundheit», so Chiesa. «In diesem Fall ist mir die Gesundheit der Tessiner Bevölkerung aber wichtiger. Wir müssen alles unternehmen, um das Coronavirus einzudämmen.»

Und er hat noch eine weitere Idee: «Wir müssen für das bei uns arbeitende Gesundheitspersonal Unterkünfte zur Verfügung stellen, damit es im Notfall während mehrerer Wochen in der Schweiz bleiben kann.»

Chiesa befürchtet nämlich, dass das italienische Gesundheitspersonal – es geht immerhin um rund 4000 Personen – von der italienischen Regierung nach Italien beordert werden könnte, wenn sich die Corona-Epidemie weiter ausbreitet. «Für diesen Fall müssen wir vorbereitet sein», sagt er, denn: «In Italien herrscht derzeit ein Chaos. Da ist alles möglich.»

Chiesa überlegt sich Vorstösse

Am Montag geht in Bern die Frühlingssession weiter, sofern sie nicht unterbrochen oder gar abgebrochen wird. Dann will Chiesa mit seiner Tessiner SP-Ständeratskollegin Marina Carobbio Guscetti (53) zusammensitzen, um gemeinsame Vorstösse zu diskutieren.

Für ihn ist klar: «Wir müssen die Grenze zu Italien weitgehend schliessen. Das ist der einzig vernünftige Weg.» Und man müsse sich auch Gedanken darüber machen, «wie wir uns in Zukunft weniger abhängig von ausländischen Arbeitnehmern machen können».

Grünen-Gysin warnt vor Schliessung

Die grüne Tessiner Nationalrätin Greta Gysin (36) hält dagegen: «Eine totale Schliessung der Grenzen schützt uns nicht vom Virus, der ja schon da ist.» Eine Blockade der Grenze würde stattdessen «unser Wirtschaftssystem in die Knie zwingen».

Denn 30 Prozent der Arbeitnehmer seien Grenzgänger. Und sie macht klar: «Sehr problematisch wäre eine Schliessung für das Tessiner Gesundheitssystem, wo rund 4000 Grenzgänger tätig sind.»

Auch von Chiesas Vorschlag, nur noch wirklich benötigte Grenzgänger in den Kanton zu lassen, hält sie nichts. «Nein, das wäre nicht umsetzbar», sagt sie. Und fügt an: «Es erstaunt leider nicht, dass die SVP selbst in einer Notsituation versucht Stimmung zu machen. Gegen die Ausbreitung des Virus wird das aber nichts bringen. Corona ist schon da!»

Zudem dürfe man nicht vergessen, dass die ersten Infizierten im Tessin und in der Schweiz «nicht von Grenzgängern angesteckt wurden, sondern selber in Norditalien waren».

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Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.

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