Die SVP Schweiz hat eine Findungskommission eingesetzt, um Nachfolger für den abtretenden Parteichef Albert Rösti (52) vorzuschlagen. Und die Kommission muss sich bei ihrer Suche noch gewaltig anstrengen: BLICK-Informationen zufolge gibt es derzeit nur einen einzigen ernsthaften Interessenten für das höchste Amt unter Parteivordenker und alt Bundesrat Christoph Blocher (79).
Zwar werden die Nationalräte Marcel Dettling (38) und Thomas Matter (53) sowie die Nationalrätinnen Monika Rüegger (51) und Sandra Sollberger (46) als mögliche Kandidaten gehandelt. Und selbst Fraktionschef Thomas Aeschi (41) wurde ins Spiel gebracht. Doch sie alle wollen gar nicht antreten.
Nur gerade der Berner Ständerat Werner Salzmann (57) hat vor, tatsächlich anzutreten. Nicht einmal die vom Zürcher Neu-Kantonalpräsident Benjamin Fischer (29) lancierte Kandidatur Alfred Heers (58) wird ernst genommen. Nicht, weil Heer das Amt nicht zugetraut wird. Keineswegs. Sondern vielmehr, weil Heer bekannt dafür ist, sich im letzten Moment zurückzuziehen.
Parteiobere von einst
Es macht sich aber nicht gut, wenn die grösste Partei des Landes ihren Mitgliedern keine Auswahl zu bieten hat. Darum müssen Parteiobere aus früheren SVP-Zeiten wie der einstige Fraktionschef Caspar Baader (66), Ex-Parteichef Toni Brunner (45) und der frühere SVP-Generalsekretär Martin Baltisser (50) einen Gegenkandidaten für Salzmann aus dem Hut zaubern.
Doch einfach ist das aus mehreren Gründen nicht: Erstens: Der Parteichef sollte Mitglied des National- oder Ständerats sein. Und SVP-Chef ist ein Fulltime-Job. Sieben Tage die Woche. Neben dem Parlamentsmandat und dem Präsidium kann ein Parteipräsident keinem Job mehr nachgehen. Doch bei der SVP ist der Chefposten unbezahlt. Der Parteipräsident muss also bereit sein, Tag und Nacht für Gotteslohn zu chrampfen. Das mag nicht jeder.
Zweitens: Wie schon beim Abgang des Zürcher Kantonalpräsidenten Konrad Langhart (56) hatte beim Rückzug Röstis Blocher die Hände im Spiel. Wer jetzt den offiziell höchsten Parteiposten bekleidet, weiss, dass er bloss Chef von Blochers Gnaden ist. Wer dessen Gunst verliert, verliert das Amt. Auch das ist wenig motivierend.
Drittens: Die Partei sah schon bessere Zeiten. Die SVP hat keine Antwort auf den Klimawandel. Zahlreiche Wähler blieben bei den Parlamentswahlen im Oktober zu Hause. Und in verschiedenen Kantonen hat Blochers Partei Probleme. Ihre Hauptthemen Migration und Europa ziehen derzeit nicht.
Gewünscht: ein Parteisoldat
Die SVP-Findungskommission hat somit vor allem die Aufgabe, Mitglieder der Bundeshausfraktion zur Kandidatur zu überreden – und erst in zweiter Linie nach Leichen in deren Keller zu suchen. Dann geht es zum «B-Test»: Ist der mögliche Kandidat Blocher genehm? Dem Vernehmen nach wünscht sich Christoph Blocher einen Parteisoldaten, der den Kantonalpräsidenten auf die Füsse steht, wenn diese nicht spuren. Und keinen, der sich selbst profilieren will.
Für Salzmann spricht also, dass er keiner ist, dem die Herzen von Rorschach bis Genf zufliegen. Und keiner, der noch grosse politische Ambitionen hat. Opposition aus Herrliberg gebe es deshalb nicht gegen den Berner. Stolpert die Findungskommission nicht noch wider Erwarten über einen leblosen Körper in Salzmanns Sous-sol, dürfte dieser zur Wahl vorgeschlagen werden.
Nach einem Gegenkandidaten, mit dem Blocher ebenso glücklich wäre, sieht es nicht aus. Viel wahrscheinlicher ist es, dass man einen Parlamentarier von der Kandidatur überzeugt, indem man ihm verspricht, dass er nie und nimmer gewählt werde.
Scheitern für die anderen
Die Findungskommission hält deshalb Ausschau nach einem, der sich für die Partei opfert. Nach einem der antritt, um zum Wohle der anderen zu scheitern. Nach einem Winkelried.