Notfallfunknetz verzögert sich noch mal
Polizei und Feuerwehr müssen weiter warten

Seit 2016 wird an der Erneuerung des nationalen Notfallfunknetzes für Polizei, Sanität und Feuerwehr gewerkelt. Parat ist es immer noch nicht.
Publiziert: 08.07.2022 um 12:52 Uhr
Ein Polizist benutzt das Polycom-System. Doch der flächendeckende Einsatz ist noch nicht parat.
Foto: Keystone

Die Erneuerung des Notfallfunk-Sicherheitsnetzes Polycom für Polizei, Feuerwehr, Sanität und Grenzwacht verzögert sich weiter. Die Installation der neuen Komponenten in allen Kantonen erfolgt frühestens Mitte Oktober – statt wie zuletzt geplant Anfang Juli.

Zwar habe es in den vergangenen Monaten weitere Fortschritte gegeben, teilte das Bundesamt für Bevölkerungsschutz (Babs) am Freitag mit. Die Voraussetzungen für eine schweizweite Umsetzung seien aber noch immer nicht gegeben.

Polizei, Feuerwehr oder Ambulanzen müssen auch in einer Notlage immer miteinander kommunizieren können, auch wenn das Telefonnetz zusammenbricht. Dazu bauen Bund und Kantone seit Ende der 90er-Jahre das Polycom-Netz auf. Dieses besteht aus über 750 Sendemasten, notstromversorgt, verteilt im ganzen Land. Doch das schweizweite Sicherheitsfunknetz ist veraltet und instabil, und nun gehts auch bei der Erneuerung nicht voran. Das hat bereits Sicherheitspolitiker alarmiert.

Lieferfirma hat Probleme

Die Lieferfirma Atos hat laut dem Bund angekündigt, mit zusätzlichen Arbeiten die Freigabekriterien bis spätestens Mitte Oktober 2022 erreichen zu wollen. Die weitere Verzögerung hat nach Angaben von Atos keine zusätzlichen Mehrkosten zur Folge und soll keinen Einfluss auf den geplanten Projektabschluss haben.

Beim im Jahr 2016 initiierten Erneuerungsprojekt des nationalen Kommunikationssystem Polycom, über das Behörden und Blaulichtorganisationen kommunizieren, hatte es in den vergangenen Jahren verschiedene Probleme gegeben. So wurden beispielsweise die hohen Sicherheitsanforderungen unterschätzt. Aus diesem Grund kam es zu grossen zeitlichen Verzögerungen.

Es drohen Mehrkosten

Aktuell wenden 42 Stationen in den Kantonen Aargau, Bern und Uri das neue System an. «Dabei wurden und werden Erfahrungen bezüglich der Migration gesammelt und auch verschiedene Fehler aufgedeckt», heisst es beim Babs.

Laut dem Bund bleibt es das Ziel, bis Ende 2024 alle Basisstationen und Komponenten zu migrieren. Je länger sich die Umsetzung hinauszögert, desto grösser werde aber das Risiko, dass alte und neue Komponenten über das Jahr 2025 hinaus parallel betrieben werden müssten. Das würde zu Mehrkosten führen. Auch Finanzminister Ueli Maurer (71) räumte kürzlich ein, dass das System noch nicht über den Berg sei.

Polycom wird derzeit von täglich 55'000 Nutzerinnen und Nutzern angewendet. Das laufende Projekt soll die Nutzung des Funksystems bis 2030 sicherstellen. (SDA/sf)

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