Sie verabscheuen Pizza Hawaii und stehen auf schrägen Humor? Dann könnte Sie ein Jobinserat des Steueramtes des Kantons Zürich ansprechen. Ausgerechnet die Wertschriftenprüfer, deren Job nicht gerade mit ausufernder Kreativität gleichgesetzt wird, suchen auf ungewohnte Weise einen oder eine neue Kollegin – oder wie es im Inserat heisst: «eine motivierte Person, die über den trockenen Berufstitel ‹Wertschriftenprüfer/in› hinwegblickt». Überschrieben ist das Inserat mit dem Titel «Irgendetwas mit Zahlen».
Und in diesem Stil geht es im Text weiter. Ein Wertschriftenprüfer, so heisst es, prüfe Wertschriftenverzeichnisse von natürlichen Personen und beschäftige sich unter anderem mit Erbschaften, Teilbesteuerungen und «dem Sinn des Lebens». Im Gegenzug biete man dem neuen Teamkollegen oder der neuen Teamkollegin nicht nur flexible Arbeitszeiten und die Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten, sondern auch «unsere Begeisterung für Ihre besonderen Talente wie z. B. Jonglieren, Breakdance oder vielleicht Ihrer Backkünste?»
Das Team seien «zwei bunte Haufen», die aus Visionären (Quereinsteigern), Lebenskünstlern (ehemalige Bankangestellte), jungen Wilden (Lehrabgängerinnen) und Heads of Everything (diplomierte Steuerspezialisten) bestünden.
«Niemand, der Steuern hinterzieht»
Die Teamleitung stellt auch gleich klar, wen sie nicht suche: jemanden, der nur den Perfektionismus liebe («Sie würden am Arbeitsvolumen scheitern»), seine Steuern hinterziehe – oder eben – lauthals erwähne, dass er oder sie Ananas auf der Pizza möge («Ehrlich! Sonst werden Sie es in unseren Teams nicht leicht haben»).
Erstaunlicherweise scheinen die Arbeitgeber, die eine Stelle für «Irgendetwas mit Zahlen» ausgeschrieben haben, grossen Wert auf «Irgendetwas mit Buchstaben» zu legen. Denn «Muttersprache Deutsch» ist neben den humoristischen Bemerkungen als Voraussetzung im Bewerbungsprofil aufgeführt.
Wie viele Interessierte sich bereits für die seit dem 21. Januar ausgeschriebene Stelle unter dem Dach der Zürcher Finanzdirektion von Regierungsrat Ernst Stocker (66) beworben haben, ist nicht bekannt. Weder die Teamleiterin («26 Jahre und tätowiert») noch der Teamleiter der Abteilung Wertschriftenprüfung («59 Jahre und wahrscheinlich etwa so, wie Sie das erwartet hätten») waren am Sonntag für Blick erreichbar. Heisst: Wochenenddienst wird wohl nicht verlangt. (til)