Nicolas Voide zum Hauskrach in der CVP Wallis
«Darbellay hat die Partei hintergangen»

Ex-Grossratspräsident Nicolas Voide will für die CVP in die Walliser Regierung – und fordert damit Christophe Darbellay heraus. Der frühere Parteichef habe sich seinen Anhängern gegenüber unkorrekt verhalten.
Publiziert: 15.01.2017 um 19:44 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 19:57 Uhr
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«Ohne meine Kandidatur droht die Spaltung der CVP»: Nicolas Voide am Donnerstag vor dem Hôtel de Ville in Martigny VS.
Foto: Philippe Rossier
Marcel Odermatt

Alles lief nach Plan. Im vergangenen April trat Christophe Darbellay (45) als Parteipräsident der Christdemokraten zurück. Tage darauf nominierte ihn die CVP Unterwallis als Kandidaten für den Staatsrat. Am 5. März wird gewählt. In dem Kanton, der mit 39 Prozent Wähleranteil für die kriselnde CVP noch immer einer der wichtigsten ist, schien der Sprung des Ex-Nationalrats in die Regierung reine Formsache.

Konkurrenz aus der eigenen Partei 

Anfang dieses Jahres aber platzte eine Bombe: Darbellay bekommt Konkurrenz, und zwar aus der eigenen Partei! Der Anwalt und Notar Nicolas Voide (48) will ebenfalls in die Exekutive. Wie der Ex-CVP-Chef stammt der Präsident des Walliser Grossrates von 2015/2016 aus dem Bezirk Martigny. Weil laut Verfassung pro Gebiet nur ein Kandidat gewählt werden kann, kommt es zwischen den beiden jetzt zur direkten Ausmarchung (siehe «Die grosse Ausmarchung», unten).

Antritt gegen Mitte-links

Aber aus welchem Grund erklärt Voide seinem Ex-Parteipräsidenten Darbellay den politischen Krieg? SonntagsBlick traf den Juristen diese Woche in dessen kleiner Kanzlei im Zentrum von Martigny. «Heute steht unsere Regierung Mitte-rechts», sagt Voide. Mit dem möglichen Einzug der beiden christlichsozialen Exponenten Darbellay und Roberto Schmidt jedoch (54) drohe der fünfköpfige Staatsrat nach links zu driften. Voide: «Mit meiner Kandidatur versuche ich eine Mitte-links-Mehrheit zu verhindern.»

Voide ist überzeugt, seiner Partei einen grossen Gefallen zu tun. «Ohne meine Bewerbung könnte es in der CVP zur Spaltung kommen.» Der rechte Flügel fände sich in einer Exekutive mit Darbellay und Schmidt nicht mehr genügend vertreten.

Darbellays Seitensprung

Dass sich nationale CVP-Prominente über den parteiinternen Zwist im Wallis die Haare raufen, kann Voide nicht nachvollziehen. Im Gegenteil: «Ich stehe für eine Politik, wie sie unser neuer Parteipräsident Gerhard Pfister verkörpert, stelle mich wie er gegen den Linkskurs, der die Partei in den letzten Jahren so viele Wähler kostete.»

Freilich hätte Voide auch schon im letzten Mai ins Rennen steigen können. Damals sei er jedoch noch oberster Walliser gewesen, er habe immer klargemacht, dass er daneben für kein anderes Amt aspiriere. Ist der Seitensprung seines Kontrahenten der Grund dafür, dass er seine Meinung nun geändert hat? Am 11. September 2016 machte SonntagsBlick publik, dass Christophe Darbellay wenige Tage zuvor Vater eines unehelichen Kindes geworden war. Für Voide indes, kinderloser Single, ist klar: «Das ist seine Privatsache. Ich richte nicht darüber.»

Was er aber kritisiert: dass Darbellay sein Geständnis nicht schon vor der Nomination im Mai machte. «Er hat die Partei hintergangen. Darbellay hätte die CVP-Mitglieder informieren müssen. Dann hätten unsere konservativen Anhänger entscheiden können, ob sie ihn als selbsternannten Familienpolitiker zum Regierungsratskandidaten machen wollen oder nicht.»

Voides Rückenschuss empört Parteikollegen

Mit Darbellay hatte Voide seit der Lancierung seiner Kandidatur keinen Kontakt. Er sitzt mit der SVP im Boot. Voide figuriert mit den beiden SVP-Aspiranten Oskar Freysinger (56, bisher) und Sigrid Fischer-Willa (58) auf der Liste Rechtsbürgerliches Bündnis. Freysinger war es auch, der ihn ansprach und den Coup plante. In der CVP gibt es mittlerweile einige, die Voide für seinen Rückenschuss am liebsten aus der Partei jagen würden. Freiwillig gehen will er auf keinen Fall. «Schon mein Vater war Präsident der CVP Wallis. Was auch passiert, ich werde immer Mitglied dieser Partei bleiben.»

Malaise in der Walliser CVP

Zudem lässt er durchblicken, dass er sich vor seinem Ja zur Kandidatur in der Partei abgesichert und sich die Unterstützung wichtiger Exponenten gesichert habe. Der Walliser CVP-Ständerat Jean-René Fournier (57) etwa erklärte in der Westschweizer Zeitung «Le Temps» sein Verständnis für Voides Ambitionen. Dessen Kandidatur sei Ausdruck einer tiefergehenden Malaise in der CVP. Gemeint ist der Krach zwischen den konservativen und den liberalen Kräften in der Partei, die bis 2013, also über 165 Jahre hinweg, im Grossrat die Alleinherrschaft innehatte und immer noch drei von fünf Staatsräten stellt.

Für Beobachter im Wallis bleibt Darbellay trotz allem Favorit. Gleichwohl stehen ihm stürmische Wochen bevor – genau wie seiner Partei.

Die grosse Ausmarchung

Am 5. März wählt das Wallis eine neue, fünfköpfige Regierung. Die Ausgangslage ist spannend, das komplizierte Wahlsystem gibt noch zusätzlich Würze. Jean-Michel Cina (53, CVP) und Maurice Tornay (63, CVP) treten ab. Die CVP will ihre Mehrheit von drei Sitzen halten, die FDP versucht, wieder in die Exekutive zu kommen, die SVP möchte einen zweiten Sitz, und in der SP kommt es zum Duell zwischen Staatsrätin Esther Waeber-Kalbermatten (64) und Ex-Nationalratspräsident Stéphane Rossini (53). Dabei müssen das Oberwallis, das Mittelwallis und das Unterwallis mindestens mit je einem Exponenten vertreten sein. Dazu kommen die 13 Bezirke, die je maximal einen Regierungsrat stellen dürfen.

Am 5. März wählt das Wallis eine neue, fünfköpfige Regierung. Die Ausgangslage ist spannend, das komplizierte Wahlsystem gibt noch zusätzlich Würze. Jean-Michel Cina (53, CVP) und Maurice Tornay (63, CVP) treten ab. Die CVP will ihre Mehrheit von drei Sitzen halten, die FDP versucht, wieder in die Exekutive zu kommen, die SVP möchte einen zweiten Sitz, und in der SP kommt es zum Duell zwischen Staatsrätin Esther Waeber-Kalbermatten (64) und Ex-Nationalratspräsident Stéphane Rossini (53). Dabei müssen das Oberwallis, das Mittelwallis und das Unterwallis mindestens mit je einem Exponenten vertreten sein. Dazu kommen die 13 Bezirke, die je maximal einen Regierungsrat stellen dürfen.

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