Nicht nur bei Ausschaffungszahlen irrt das Bundesamt für Statistik
Die Verrechner vom Dienst

Das Bundesamt für Statistik hat ungenaue Zahlen zu Landesverweisen publiziert – und nach massiver Kritik zurückgezogen. Nicht die erste Panne des Statistikamts. BLICK zeigt die kapitalsten Fehler der staatlichen Erbsenzähler.
Publiziert: 07.06.2018 um 23:41 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 20:05 Uhr
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Das Bundesamt für Statistik steht in der Kritik.
Foto: Keystone
Sermîn Faki

Das Bundesamt für Statistik (BFS) hat die Zahlen über Ausschaffungen von kriminellen Ausländern am Mittwochabend vom Netz genommen. Trotz heftiger Kritik beharrt es jedoch darauf, die Landesverweise «statistisch korrekt» addiert zu haben – aber eben nicht vollständig und zu wenig detailliert.

Fast wäre die Neat-Abstimmung ausgefallen

Das Selbstbewusstsein erstaunt. Denn das aktuelle Zahlendebakel des Amts am Neuenburger Bahnhof ist bei weitem nicht das einzige. Immer wieder verrechnen sich die Statistiker. BLICK zeigt die grössten Pannen und Pleiten der eidgenössischen Erbsenzähler:

1992 wurde beinahe nicht über das Neat-Referendum abgestimmt, weil das BFS die Unterschriftenprüfung vermasselte.
Foto: EDI ENGELER

Drastische Folgen für unsere direkte Demokratie hätte der Fehler von 1992 haben können. Das BFS verzählte sich bei der Unterschriftenprüfung für das Neat-Referendum. Die Folge: Die Bundeskanzlei gab bekannt, das Referendum sei nicht zustande gekommen. Doch das stimmte nicht, wie eine Nachzählung auf Druck des Referendumskomitees ergab. Der Fehler führte zu einer Administrativuntersuchung, einer Strafanzeige bei der Bundesanwaltschaft – und zu mehr Arbeit für die Bundeskanzlei: Denn seither muss sie die Unterschriften zählen.

Sogar die Geldpolitik stand auf dem Prüfstand

Im Jahr 2000 berechnete das Amt die Teuerung als zu hoch – weil es beim Heizöl die Menge statt den Preis als Basis nahm.
Foto: GAETAN BALLY

Im Jahr 2000 machten die Neuenburger uns das Leben viel zu teuer: Weil das BFS beim Heizöl die Menge statt den Preis als Basis zur Berechnung der Teuerung herangezogen hatte, wies das Amt die Teuerung über Monate viel zu hoch aus. Auch das blieb nicht ohne Folgen: Die übertriebene Teuerung beeinflusste die Lohnverhandlungen in vielen Branchen und stellte sogar die Geldpolitik der Nationalbank auf den Prüfstand.

Nur ein Jahr später gaben die Verrechner des Bundes die Logiernächte in den Jugendherbergen falsch an. Statt eines Rückgangs von über zehn Prozent im Januar 2001 – wie vom BFS errechnet –, konnten sich die Jugis in Tat und Wahrheit über eine Zunahme von mehr als elf Prozent freuen. Das BFS gestand den Fehler ein – eine falsche Formel im Rechnungsprogramm sei schuld gewesen.

2001 errechnete das BFS für Logiernächte in Jugendherbergen einen Rückgang statt einer Zunahme gegenüber dem Vorjahr.
Foto: CHRISTIAN BEUTLER

Nicht einmal Schäfchen konnten sie zählen

2011 handelte sich das Amt mit seinen Rechenkünsten gar den Vorwurf ein, politisch Einfluss zu nehmen: Kurz vor der Abstimmung über die Waffenschutz-Initiative behauptete es, die Zahl der Suizide mit Schusswaffen sei gesunken und Armeewaffen seien nur bei 17 Prozent der Selbstmorde verwendet worden. Experten zweifelten die Zahlen rasch an. Auch, weil das BFS zwischen Faustfeuerwaffen und Pistolen unterschied – faktisch die gleiche Art Waffe.

2011 stand das Amt in der Kritik wegen einer Schusswaffenstatistik.
Foto: MARTIN RUETSCHI

Nicht einmal Schäfchen zählen kann das Amt korrekt. 2012 hatte es einzelne Freikirchen in die gleiche Schublade wie die Reformierten gesteckt. So verzeichneten die Freikirchen auf dem Papier einen plötzlichen Mitgliederschwund von einem Drittel. Daraufhin meinte das Kirchenblatt «Reformiert» lakonisch: «Auch Schubladisieren will gelernt sein.»

2012 zählte das BFS einzelne Freikirchen zu den Reformierten.
Foto: Facebook/ICF Zürich
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