Erstmals hat sich die EU mit einer europäischen Zeremonie von einem ihrer wichtigsten Staatsmänner verabschiedet. Im EU-Parlament in Strassburg fand am Samstag der Trauerakt für den früheren deutschen Bundeskanzler Helmut Kohl statt. Kohl war am 16. Juni mit 87 Jahren gestorben. Er war 16 Jahre lang Bundeskanzler, 25 Jahre lang CDU-Vorsitzender.
«Ich liebte diesen Kerl!»
Berührende und persönliche Worte prägten die Trauerfeierlichkeiten. «Helmut Kohl war ein deutscher Patriot, aber auch ein europäischer Patriot», sagte etwa EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker.
«Du verlässt uns zu einem Zeitpunkt, wo wir dich brauchen», meinte Spaniens Ex-Regierungschef Felipe González. Und der ehemalige US-Präsident Bill Clinton sagte: «Ich liebte diesen Kerl.»
Es sei ein «europäischer Gründungsakt in einer ganz neuen Dimension» gewesen, analysierte der deutsche Politologe Karl-Rudolf Korte im ZDF. Nicht vertreten am Trauerakt war der Bundesrat. Weder Bundespräsidentin Doris Leuthard (CVP) noch Aussenminister Didier Burkhalter (FDP) reisten nach Strassburg.
Vertreten einzig mit Botschafter
Weil sie nicht durften! «Bei der offiziellen Trauerfeier handelte es sich um einen Anlass der EU, zu dem die Schweiz auf Regierungsebene nicht eingeladen war», heisst es bei der Bundeskanzlei in Bern.
Vertreten wurde die Schweiz einzig vom Schweizer Botschafter beim Europarat, Markus Börlin. Dieser hat wie alle beim Europarat akkreditierten Botschafter eine Einladung erhalten.
Leuthard kondolierte auf diplomatischem Weg – und schrieb am Tag von Kohls Tod auf Twitter: «Mit Helmut Kohl ist ein Staatsmann gestorben, der unseren Kontinent während Jahrzehnten geprägt hat. Er war ein grosser, weitsichtiger Politiker. Als Kanzler der deutschen Einheit und überzeugter Europäer wird er unvergessen bleiben.» (nmz)