Neuwähler sind Rechtswähler
SVP-Sieg dank Frustrierten und Selten-Wählern

Die SVP hat die Parlamentswahlen in der Schweiz klar gewonnen. Wieso konnte die Partei so viele neue Wähler mobilisieren? Drei Gründe.
Publiziert: 20.10.2015 um 00:08 Uhr
|
Aktualisiert: 30.09.2018 um 23:43 Uhr

Die SVP hat nicht etwa gewonnen, weil sie anderen Parteien Wähler abjagen konnte. Vielmehr konnte die SVP viele neue Wähler mobilisieren, die vor vier Jahren nicht gewählt haben. Wie SRF berichtet, haben 40 Prozent jener Menschen, welche 2011 nicht gewählt haben, für die SVP gestimmt.

Neuwähler sind Rechtswähler

«Letztes Jahr war die SP die Partei, die am meisten neue Wähler mobilisieren konnte. Bei diesen Wahlen war es die SVP», sagt Politikwissenschafter Claude Longchamp gegenüber SRF. Vor allem seien es die Bürger mit wenig Vertrauen in die Staatsbeamten und die Protestwähler, die die SVP als neue Wähler erreichte. «Bürger, die eher aus den unteren Bildungsschichten kommen», so Longchamp weiter.

Der Politologe nennt drei Gründe, weshalb dem so ist.

- Die SVP hat über Jahre konsequent die Asylpolitik als Thema durchgezogen und konnte wohl am Schluss von den aktuellen Flüchtlingsströmen profitieren.

- Die Partei hat einen Wahlkampf gemacht, der ankam. Das Video mit dem SVP-Song war Ausdruck dafür.

- Die Partei vermochte Zielgruppen zu mobilisieren, die wenig politisch denken. Menschen also, die sonst eher nicht an die Urne gehen.

Vertrauen in Bundesrat ist intakt

Im Dezember wird das Parlament den neuen Bundesrat wählen. Auf die Frage, wie der Bundesrat zusammengesetzt sein soll, wollen 38 Prozent den Status quo beibehalten. 26 Prozent finden, alle grossen Parteien, also SVP, SP und FDP sollen je zwei Sitze erhalten, die CVP einen Sitz.

72 Prozent bringen der Landesregierung ein mittelhohes bis sehr hohes Vertrauen entgegen. Ein Wert, der Longchamp überrascht.

Am glaubwürdigsten ist Aussenminister Didier Burkhalter (82 Prozent), gefolgt von Energie-und Umweltministerin Doris Leuthard (75 Prozent), Innenminister Alain Berset (74 Prozent) und Finanzministerin Widmer-Schlumpf (70 Prozent). Schlusslicht ist Wirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann (56 Prozent).

Widmer-Schlumpf und die SVP

Im Speziellen hat das Team von Longchamp die Glaubwürdigkeit von Eveline Widmer-Schlumpf evaluiert. «Widmer-Schlumpf ist im linken Lager stark verankert, geniesst aber auch innerhalb der SVP-Wähler mit 44 Prozent eine überraschend hohe Glaubwürdigkeit.» 18 Prozent der SVP-Symphatisanten finden, Widmer-Schlumpf sei weder glaubwürdig, noch das Gegenteil davon.

«Das Bild, das sich SVP-Wähler über Widmer-Schlumpf machen, deckt sich somit nicht unbedingt mit dem Bild der SVP-Parlamentarier», so Longchamp. (gru)

Fehler gefunden? Jetzt melden

Was sagst du dazu?