Neues System der Steuerverwaltung könnte teurer werden
Droht das nächste IT-Desaster beim Bund?

Bis Ende 2018 will der Bund für 85,2 Millionen Franken die IT der Steuerverwaltung erneuern. Jetzt sieht die Eidgenössische Finanzkontrolle Hinweise auf Kostenüberschreitungen.
Publiziert: 16.08.2016 um 11:32 Uhr
|
Aktualisiert: 11.09.2018 um 06:00 Uhr
Der Eingang zur Eidgenössischen Steuerverwaltung in Bern: Nach dem «Insieme»-Debakel, beim dem 116 Millionen Franken in den Sand gesetzt wurdne, sieht die Eidgenössische Finanzkontrolle auch beim Nachfolgeprojekt mögliche Kostenüberschreitungen.
Foto: LUKAS LEHMANN

Die Erneuerung der IT bei der Eidgenössischen Steuerverwaltung steht unter keinem guten Stern: Gemäss einem heute veröffentlichten Prüfbericht der Eidgenössischen Finanzkontrolle EFK wurden für das Programm Fiscal-IT seit 2013 rund 42 Millionen Franken aufgewendet. Bis Ende 2018 seien gemäss Bundesratsantrag 85,2 Millionen Franken budgetiert. «Aus Sicht der EFK gibt es Indizien, dass das Budget überschritten werden könnten», heisst es im Bericht weiter.

Wenig Erfahrung mit neuen Technologien

Weil für die serviceorientierte Architektur neue Technologien eingesetzt werden sollen, seien Mehrkosten für Infrastruktur- und Know-how-Aufbau entstanden. Mit diesen Technologien habe der Leistungserbringer, das Bundesamt für Informatik und Telekommunikation (BIT), in dieser Komplexität noch wenig Erfahrung gehabt, schreibt die EFK. Noch ist die Kontrollstelle optimistisch: Derzeit können die Mehrkosten über Reserven und Budgetoptimierungen in der letzten Programmphase getragen werden.

Obwohl einige Projekte, vor allem wegen früherer Verzögerungen in den WTO-Ausschreibungen, in Verzug sind, ist der Endtermin gemäss Masterplan nach Einschätzung der ESTV bis dato nicht gefährdet. «Die Verlässlichkeit dieser Beurteilung kann heute durch die EFK noch nicht abgeschätzt werden», schreibt das oberste Kontrollorgan des Bundes.

Vorgängerprojekt endete mit einem Desaster

Schon mit dem Vorgängerprojekt «Insieme» der ESTV gab es Ärger: Es war 2001 lanciert worden und sollte ebenfalls die veraltete Informatiksysteme ersetzen. Weil es zu massiven Mehrkosten kam und die Probleme immer grösser wurden, gab es 2012 eine Administrativuntersuchung.

In der Folge musste der Chef der ESTV wegen Verstössen gegen das Beschaffungsrecht gehen, und die damalige Finanzministerin Eveline Widmer-Schlumpf stoppte «Insieme». Die Kosten des gescheiterten Projekts: 116 Millionen Franken. (hlm)

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?