Neues Mittel gegen Stau
Länger rein und raus auf der Autobahn

Der Bund will künftig bei Bauprojekten auf Autobahnen immer prüfen, ob man die Ein- und Ausfahrten verlängern kann. Denn diese sind heikle Stellen: Schon kleinste Behinderungen oder Rückstaus lassen den Verkehr zusammenbrechen.
Publiziert: 13.07.2018 um 18:33 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 19:21 Uhr
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Bei Staus möchten viele Autofahrer gerne den Pannenstreifen benützen: Eine Spur mehr verflüssigt hohes Verkehrsaufkommen.
Foto: Keystone
Andrea Willimann

Sie sind mal länger, mal kürzer: die Ein- und Ausfahrten auf Schweizer Autobahnen. Einfluss haben das Platzangebot, die Topografie und die Baugeschichte. Je älter der Autobahnabschnitt, desto kürzer in der Regel die Zufahrt.

Das Bundesamt für Strassen (Astra) prüft nun, die Ein- und Ausfahrten auf Autobahnen zu verlängern, wie es in seinem Jahresbericht schreibt. Denn diese seien im Verkehrsablauf grosse Störquellen.

Rückstaus sind gefährlich

Hohes Verkehrsaufkommen, zu geringe Sicherheitsabstände auf den Fahrspuren oder Schleicher, die den Beschleunigungsstreifen nicht ausnutzen – schon gibt es Rückstau auf Einfahrten.

Bei den Ausfahrten sind verstopfte Anschlussstrassen häufig das Problem. Es kommt zu Rückstaus  sowie zu gefährlichen Fahrmanövern auf der Autobahn, weil Fahrzeuglenker schon auf der Normalspur vollständig abbremsen.

Daher ist die Astra-Arbeitsgruppe Verkehrsmanagement auf der Suche nach neuen Lösungen. Ziel für die über 400 Ein- und Ausfahrten soll sein: je länger, desto besser, aber keine fixe Vorgabe. «Es gibt ja schon eine Norm. Aber eine Norm ist keine Vorschrift, und jede Lösung muss richtigerweise auch in Zukunft auf die baulichen Möglichkeiten Rücksicht nehmen», sagt Astra-Sprecher Guido Bielmann.

Es geht um mehr als nur um Pannenstreifen-Umnutzungen

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Ein- und Ausfahrten mit kleinen Kunstgriffen zu verändern, um den Verkehrsfluss zu verbessern.

Auf der A4-Ausfahrt in Küssnacht SZ kann man bei Stau auf dem Pannenstreifen fahren. Ein Schild zeigt dies an. Bei Morges-Ecublens VD hingegen gibt seit 2010 eine Ampel an, ob man den Pannenstreifen nutzen darf.

Eine andere Lösung wurde bei drei Ausfahrten auf der A1 im Aargau umgesetzt. «Hier sind Ausfahrten verlängert worden. Dabei wurde das Ausfahrtsschild vorversetzt», so Bielmann. Diese Massnahme soll nun auch an weiteren Ausfahrten im Aargau umgesetzt werden und später möglicherweise in der ganzen Schweiz.

Politiker begrüssen das Vorhaben

Der Aargauer Verkehrspolitiker und FDP-Nationalrat Thierry Burkart (42) ist begeistert: «Das funktioniert hervorragend. Durch die Verlängerung wird der einfahrende Verkehr länger parallel geführt, er kann besser beschleunigen, der Verkehr verflüssigt sich.» Sämtlichen Stau könnten die längeren Zufahrten zwar nicht verhindern. «Um die Engpässe vollständig zu eliminieren, braucht es weitere bauliche Massnahmen», so der TCS-Vizepräsident.

Andere Verkehrspolitiker finden die geplanten Verlängerungen grundsätzlich eine gute Idee, sind jedoch skeptischer, was die Umsetzung betrifft. «Wo soll heute der Raum dafür herkommen, wenn es ihn früher schon nicht gab?», gibt SP-Nationalrat Thomas Hardegger (62, ZH) zu bedenken.

Der Kauf von zusätzlichem Land sei immer schwierig. Einfacher sei es, den Verkehrsfluss auf der Autobahn zu vereinheitlichen, indem man zum Beispiel mit dynamischer Temposteuerung die maximale Geschwindigkeit auf 80 Kilometer pro Stunde reduziere.

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