Bern ist die Hauptstadt der Demonstranten und Krawallmacher. Über 170 Kundgebungen muss die Polizei jährlich bewältigen – jeden zweiten Tag eine. Jüngstes Beispiel: die Anti-WEF-Demo vor einer Woche mit ihrem umstrittenen Kill-Trump-Plakat.
Im Kampf gegen die Chaoten rüstet die Berner Kantonspolizei jetzt auf. Im Berner Vorort Niederwangen, direkt neben der Autobahn, entsteht auf einer Wiese eine Mammutwache.
Mindestens 270 Millionen Franken soll das Polizeizentrum für 1400 Mitarbeiter der Kapo Bern kosten – und spätestens in sieben Jahren seinen Betrieb aufnehmen. SonntagsBlick liegt die Ausschreibung vor, mit welcher der Kanton nach Planern dafür sucht. In der Mammutwache sollen «im Extremfall bis zu 300 angehaltene Personen identifiziert und befragt werden können», lautet eine zentrale Anforderung. Dafür braucht es riesige Festhalteräume, die bei Demos, Krawallen und Ausschreitungen aktiviert würden.
Komplett isoliert
Wer auf die Wache soll, wird in Transporter oder einen 40-plätzigen Bus verfrachtet. Im Zentrum selbst reicht der Platz, um 200 Menschen gleichzeitig festzuhalten. Wichtiges Kriterium: Verfeindete Gruppen müssen komplett voneinander getrennt werden können. Und den Inhaftierten sollen «möglichst keine Einblicke in den laufenden Betrieb möglich sein». Jeder Sichtkontakt zur Aussenwelt soll vermieden werden. Würde die Lage in der Hauptstadt vollends eskalieren und noch mehr Personen festgehalten, könnte die Polizei kurzerhand in ihrer Einstellhalle eine temporäre Einrichtung aufbauen.
Auch sogenannte VIP-Zellen sind geplant. Hier landen Personen, «welche aus Sicherheitsgründen isoliert werden müssen». Über eine spezielle Ausstattung würden diese Zellen allerdings nicht verfügen, teilen Kapo und kantonale Baudirektion auf Anfrage mit.
Egal, wo im Kanton Bern künftig eine Demonstration oder etwa die Auseinandersetzung zwischen Fussballfans eskaliert – alle Krawallmacher sollen künftig in Niederwangen landen. Das bestehende Pendant im Stadtteil Neufeld wird aufgelöst. Weitere vergleichbare Einrichtungen gibt es im Kanton nicht.
Die Kapo sieht sich als bürgernahe Organisation. Sicherheitszäune zur Abgrenzung seien nicht gewünscht. Eine Grundbeleuchtung des Aussenareals hingegen brauche es – «zwecks Überwachung». Auch vor Terroranschlägen soll das Zentrum geschützt sein. Zwischen den Parkplätzen und dem Gebäude ist eine Sicherheitsdistanz von 20 Metern vorgesehen.
Das Zentrum und der Aussenbereich seien vor Fahrzeugen zu schützen. Pfosten, Steine, Zäune oder Ähnliches sollen dafür sorgen.
In gewisser Hinsicht passt das Zentrum gut ins rot-grün regierte Bern: Ein möglichst hoher Anteil des Energiebedarfs soll durch Eigenproduktion abgedeckt werden. So sind Solar- und Fotovoltaikanlagen geplant. Schliesslich sollen Ladestationen ermöglichen, dass die Polizisten mit Elektroautos oder auf dem E-Bike zum Dienst erscheinen können.