Pierre-Yves Maillard (50) wird neuer Präsident des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes (SGB) – und damit oberster Gewerkschafter im Land. Er folgt auf den St. Galler Ständerat Paul Rechsteiner (66), der das Präsidium nach 20 Jahren abgibt.
Der Waadtländer Gesundheits- und Sozialdirektor Maillard setzte sich in der heutigen Wahl gegen SP-Nationalrätin Barbara Gysi (54) durch. Während ersterer auf den Support der grossen Verbände des SGB zählen konnte, hatten Gysis Anhänger lautstark eine Frau an der Spitze der Gewerkschaften gefordert.
Maillard sprach bei seiner Rede vor der Wahl deutsch, die welschen Kollegen hätten ihn ja zur Genüge gehört. «Wir sind entschlossen, ein einziges Ziel zu verfolgen: Für die Interessen der Arbeitnehmer einzustehen.» Die Löhne und Renten müssten geschützt, die Kaufkraft erhöht werden, eine Erhöhung des Rentenalters für Frauen gelte es zu bekämpfen, so Maillard. «Die Menschen leben nicht von Träumen», sagte der Waadtländer. «Sie wollen von den Gewerkschaften und der Linken konkrete Resultate».
Im ersten Wahlgang gewählt
Er wäre nie angetreten, wenn seine Präsidentschaft die Einheit der Gewerkschaft gefährden würde. Damit versuchte er dem Vorwurf entgegenzutreten, mit Barbara Gysi eine Frau an der SGB-Spitze verhindert zu haben. Er sei «kein Bulldozer», betonte Maillard. Seine Rede konnte er allerdings nicht beenden – er überzog die vorgesehene Redezeit.
Maillard schaffte die Wahl im ersten Durchgang: Er erzielte 115 der eingegangenen 212 Stimmen und erreichte damit das absolute Mehr klar. In einer kurzen Ansprache lobte der frisch gewählte SGB-Präsident seine Konkurrentin: Es sei ein langer aber fairer Wahlkampf gewesen, so Maillard in Richtung von Barbara Gysi.
Mit Blick auf die Verhandlungen über die Verhandlungen über ein Rahmenabkommen mit der EU, forderte er den Bundesrat auf, sich an seine Zusicherungen zu halten. Will heissen: Kein Nachgeben beim Lohnschutz. Brüssel hingegen drängt bei den Flankierenden Massnahmen auf ein Entgegenkommen der Schweiz.
Für den Waadtländer stellt die Wahl eine Rückkehr zu seinen Wurzeln dar: Zwischen 2000 und 2004 war er als Regionalsekretär des Schweizerischen Metallarbeiterverbandes (Smuv) tätig. Maillard amtet seit 2004 als Staatsrat in der Waadtländer Regierung. Davor politisierte er während fünf Jahren für die SP im Nationalrat. 2011 war er Bundesratskandidat der SP, unterlag aber gegen den aktuellen Bundespräsidenten Alain Berset (46).