Die Zahlen sind erschreckend. Ein Drittel aller Lebensmittel gehen zwischen Feld und Teller verloren, rund zwei Millionen Tonnen pro Jahr alleine in der Schweiz. Würde diese Menge mit Lastwagen transportiert werden, ergäbe dies eine Kolonne von Zürich bis Madrid, hat der Verein foodwaste.ch ausgerechnet.
Ein Projekt unter der Führung der «Schweizer Tafel» sagt dieser Verschwendung nun den Kampf an. Bereits seit 2001 verknüpft diese Organisation Lebensmittelspender wie Coop und Migros mit Hilfswerken wie Gassenküchen und Notunterkünften. Mit ihrer neuen Plattform food-bridge.ch wurde nun der Schritt ins digitale Zeitalter getätigt.
Auf den Teller statt auf den Müll
Organisationen haben über die Website die Möglichkeit, ihre überschüssigen Lebensmittel zu publizieren, während Hilfsorganisationen auf virtuelle Shoppingtour gehen können. «Erklärtes Ziel dieser Spendendatenbank war, den Prozess so einfach wie möglich zu halten und alle interessierten Unternehmen in der Lebensmittelverarbeitung und im Handel sowie die Abnehmer einzubinden und so gemeinsam zur Reduktion von Food Waste beizutragen», erklärt Geschäftsführerin Daniela Rondelli die Beweggründe. «In diesem Sinn war diese Spendendatenbank schon lange fällig, und ich freue mich, dass wir das Projekt realisieren konnten», fügt sie an.
Das Projekt scheint Anklang zu finden. «Bauern und Bäuerinnen produzieren Nahrungsmittel mit grossem Engagement. Lebensmittel gehören auf den Teller, nicht auf den Müll», sagt etwa Anton Stöckli vom Bundesamt für Landwirtschaft. Deshalb finanziere das Bundesamt dieses Projekt. Auch Fenaco, die Genossenschaft in bäuerlichen Händen, ist überzeugt, dass man gemeinsam mehr bewirken kann. «Die Spendendatenbank ›Food Bridge‹ erleichtert die Erfassung und Auswertung der Daten enorm, was einerseits Zeit spart und andererseits signalisiert, dass der einfachste Weg der Entsorgung nicht automatisch der beste ist», ist Nachhaltigkeitsexperte der Fenaco Urs Vollmer überzeugt.
Armut auch in der Schweiz
Neu ist das die Idee nicht. Bereits 2013 hat der Bund einen Aktionsplan entworfen, um der Wegwerfgesellschaft den Kampf anzusagen. «Grüne Wirtschaft 2013» heisst dieser Plan. Ein Ergebnis der Diskussion: Eine Lebensmittelspendenplattform muss her.
Besorgniserregend ist der Foodwaste aber auch, weil immer mehr Schweizer an Armut leiden. 533'000 Menschen seien 2014 von Armut betroffen gewesen, über 6 Prozent der Gesamtbevölkerung, schreibt das Bundesamt für Statistik. Das sieht auch die Geschäftsführerin Rondelli so. «Wir können die Augen nicht vor der Armut in der Schweiz verschliessen, sie existiert», ist sie überzeugt. «Deshalb müssen wir einen sorgfältigeren Umgang mit unseren Ressourcen anstreben und Food Waste möglichst vermeiden.»