Neuer Job für alt Bundesrätin
Metzlers heikler Einstieg ins Asylbusiness

Die umstrittene ORS holt CVP-Frau Ruth Metzler an Bord. Zuvor hatte der Investor die Führung der Betreiberfirma von Flüchtlingszentren ausgewechselt.
Publiziert: 29.10.2017 um 00:28 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 11:42 Uhr
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Ruth Metzler-Arnold.
Foto: OBS/ORS SERVICE AG/KLAUS AG
Reza Rafi

Eine Personalie, die aufhorchen lässt: Die ehemalige CVP-Bundesrätin Ruth Metzler (53) steigt ins Flüchtlingsbusiness ein. Sie wird den neu geschaffenen Beirat der umstrittenen Asylfirma ORS Service AG präsidieren.

Das Gremium nennt sich neudeutsch Advisory Board. Mit dabei ist auch die ehemalige SVP-Regierungsrätin Rita Fuhrer (64). Medien und Politik kritisieren ORS immer wieder; nicht nur wegen der Praxis der von ihr betriebenen Asylzentren, sondern vor allem, weil die Firma in einem öffentlich finanzierten Sektor Gewinne anstrebt.

Metzlers Ernennung sorgt in Bundesbern für Stirnrunzeln: Fehlt es dem Betrieb ausgerechnet in seinem Kernbereich an Know-how? Wie kam man auf die Appenzellerin, die von 1999 bis 2003 Justizministerin war?

Im Hintergrund zog ORS-Mediensprecher Hans Klaus die Fäden. Klaus und Metzler arbeiten bei der Kommunikationsagentur KMES Partner zusammen. In ihrer Bundesratszeit war er ihr Informationschef.

Tief greifender Umbau

Metzlers Berufung ist das Ergebnis eines tief greifenden Umbaus innerhalb des Unternehmens ORS. Es begann mit einem Knall. Der erfolgte im Mai, als die Investoren den ORS-Verwaltungsrat austauschten und das Gremium mit eigenen Leuten besetzten. Bei den Investoren handelt es sich um die internationale Private-Equity-Gesellschaft Equistone mit Hauptsitz in London. Equistone ist seit 2013 Hauptaktionär der Asylfirma. «Wir beschliessen schnell und arbeiten äusserst effizient», vermeldet Equistone auf seiner Homepage.

Gleichzeitig mit der Säuberung im Verwaltungsrat hat Equistone die ORS-Geschäftsleitung zerschlagen. CEO Stefan Moll-Thissen wurde durch Jürg Rötheli ersetzt. Der kam nicht aus dem Asylbereich, sondern vom Medienunternehmen Clear Channel Schweiz.

Angesichts der sinkenden Asylzahlen solle sich das Unternehmen neu ausrichten und vermehrt auf Integrationsleistungen setzen, hiess es.
Rötheli hat einen einflussreichen Freund aus Solothurner Jugendtagen: den Schweizer Equistone-Chef Philippe Stüdi. Zudem hat er einen Geschäftspartner, mit dem er schon in Clear-Channel-Tagen zusammenarbeitete: den PR-Profi Hans Klaus, der zeitgleich sein ORS-Beratungsmandat erhielt.

ORS lebt von Aufträgen des Bundes und der Kantone. Dort reagierte man teils mit Befremden auf die Änderungen in der ORS, wie SonntagsBlick in Erfahrung brachte. Im Departement von SP-Asylministerin ­Simonetta Sommaruga (57) etwa herrscht Skepsis gegenüber der neuen ORS-Führung.

Vor diesem Hintergrund hat Klaus seine Weggefährtin Metzler geholt: Das Advisory Board soll gegenüber den Behörden Fachkompetenz markieren.
Klaus selber sagt dazu: «Die externe fachliche Beurteilung der Entwicklungen im Migra­tionswesen ist für den ORS-CEO Jürg Rötheli ein wichtiges unterstützendes Element in der Beurteilung der Geschäftsentwicklung. Die gesamtheitliche Betrachtung durch sehr er­fahrene Persönlichkeiten im Bereich der Migration hilftder Unternehmensleitung von ORS, die eigenen Lösungsansätze zu überprüfen, zu beurteilen und neueste Entwicklungen zu antizipieren.»

Metzler kann dank ihrer Seilschaften ihr Portfolio erweitern

Den Austausch der ORS-Spitze begründet Klaus mit «strategischen Überlegungen zur Weiterentwicklung des Unternehmens». Diese hätten dazu geführt, einen Wechsel in der Geschäftsleitung vorzunehmen. «Der Führungswechsel fand gleichzeitig in der operativen Führung und auch auf Stufe Verwaltungsrat statt.»

Diskreter wird Klaus, wenn es um Metzlers Entlöhnung geht: «Die Mitglieder des Advisory Boards erhalten eine angemessene Entschädigung für ihre Arbeiten. Diese ist allerdings nicht vergleichbar mit einer Entschädigung eines Verwaltungsrates in einem grossen Unternehmen und dementsprechend niedriger.»Fest steht: Dank ihrer Seilschaft kann Geschäftsfrau Metzler ihr Portfolio erweitern, letztlich berappt vom Steuerzahler.

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