Neuer ETH-Chef warnt
«Ein Damoklesschwert hängt über der Schweiz»

Der Bundesrat bestimmt Martin Vetterli zum neuen ETH-Lausanne-Präsidenten. Schon bei seinem ersten öffentlichen Auftritt lehnt sich dieser weit aus dem Fenster.
Publiziert: 25.02.2016 um 15:15 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 17:59 Uhr
«Ein Damoklesschwert hängt über der Schweiz»
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Bundesrat wählt Martin Vetterli zum EPFL-Präsidenten:«Ein Damoklesschwert hängt über der Schweiz»
Christoph Lenz

Jetzt ist die Katze aus dem Sack. Der Nachfolger von Patrick Aebischer als Präsident der ETH Lausanne (EPFL) heisst Martin Vetterli. Dies hat der Bundesrat heute entschieden. Bildungsminister Johann Schneider-Ammann präsentierte den 58-jährigen, mit zahlreichen wissenschaftlichen Titeln und Preisen dekorierten Elektroingenieur aus Neuenburg heute in Bern. 

Der Bundesrat hat Martin Vetterli zum neuen Präsidenten der ETH Lausanne gewählt. (Archivbild)
Foto: Keystone/LUKAS LEHMANN

Obwohl Vetterli den Job erst Anfang 2017 antritt und sich Gäste bei offiziellen Pressekonferenzen des Bundesrats üblicherweise grösster Zurückhaltung befleissigen, lehnte sich Vetterli heute politisch weit aus dem Fenster. «Ein Damoklesschwert hängt über der Schweiz – mit einer entscheidenden Abstimmung am kommenden Wochenende», sagte Vetterli (siehe Video). Klar, dass er den Urnengang zur Durchsetzungs-Initiative meinte. 

Auf Nachfrage führte Vetterli aus: Die ETH sei Mitte des 19. Jahrhunderts gegründet worden, die meisten Professoren seien Ausländer gewesen, deshalb habe sich die ETH als beste Hochschule auf dem Kontinent etablieren können, so Vetterli. Er komme nicht umhin zu erwähnen, dass die Schweiz sich in einer sehr risikoreichen Situation befinde. «Wenn wir aus Horizon 2020 rausfliegen, wird die Innovationskraft und die Wirtschaft leiden. Die Leute müssen das wissen.»

SVP-Müri: «Es braucht keine Belehrungen»

Bildungspolitiker sind erstaunt über Vetterlis forsche Worte. «Der Bundesrat, das Parlament und die Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur (WBK) wissen sehr genau, wie wichtig die Teilnahme der Schweiz an Horizon 2020 ist», sagt WBK-Präsident Felix Müri (SVP). «Da braucht es keine Belehrungen des neuen EPFL-Präsidenten.»

Will die Schweiz auch in den nächsten Jahren Teil des EU-Forschungsprogramms Horizon 2020 bleiben, muss sie der Erweiterung der Personenfreizügigkeit auf Kroatien zustimmen. Dieser Schritt ist seit der Annahme der Masseneinwanderungsinitiative blockiert. Hinter den Kulissen arbeitet Bundesbern derzeit intensiv an einer Lösung des Problems.

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