Neuer Cyberchef hat kaum Ahnung von IT – ist aber CVPler und Walliser
Vetterliwirtschaft bei Amherd?

Viola Amherd überrascht erneut. Diesmal mit einer Personalie: Ihr neuer Cyberchef hat nicht viel Ahnung von Informatik, ist aber ein CVP-Freund. Kein neues Phänomen bei der CVP.
Publiziert: 17.10.2019 um 09:26 Uhr
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Aktualisiert: 17.10.2019 um 14:49 Uhr
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Roger Michlig wird als Chef der Abteilung Cyber, Informatik und Informationssicherheit Bundesrätin Viola Amherd beraten.
Foto: Zvg

Frisch, unverbraucht, unkonventionell – die neue Verteidigungsministerin Viola Amherd (57) wird mit Lorbeeren überhäuft. Kein Wunder, kommt die CVP-Bundesrätin auch beim Volk gut an.

Unkonventionell – diesem Ruf macht Amherd nun alle Ehre. Allerdings unfreiwillig. Als Chef für die neue Abteilung Cyber, Informatik und Informationssicherheit in ihrem Generalsekretariat hat sie Roger Michlig (41) berufen.

Von IT nur wenig Ahnung

Unkonventionell an dieser Ernennung ist, dass Michlig keinerlei Erfahrung im Bereich Cybersicherheit hat. Lediglich während seines Wirtschaft- und Politikstudiums hat der Walliser mal eine «Vertiefung Wirtschaftsinformatik» absolviert.

Dafür aber hat Michlig das richtige Parteibuch. Wie Amherd ist Michlig nämlich Mitglied der CVP Oberwallis, die er gar einige Jahre präsidierte. Wie eng die Brigerin und der Natischer sind, zeigt sich auch daran, dass Michlig im letzten Dezember den grossen Empfang der neugewählten Bundesrätin in Brig organisierte. Schon damals spekulierte der «Walliser Bote», dass Michligs Absprung nach Bern wohl eine Frage der Zeit sei.

Sie geschäfteten auch gemeinsam

Auch beruflich waren Amherd und Michlig verbandelt. Michlig ist derzeit Geschäftsleiter des Regionalentwicklers RW Oberwallis, einer Aktiengesellschaft im Besitz von Kanton und Gemeinden. Im Vorstand bis 2012: Viola Amherd, damalige Stadtpräsidentin von Brig.

Dass beim Personalentscheid die Herkunft wichtiger war als die Qualifikation, verneint Amherds Departement gegenüber der NZZ. Michlig habe sich gegen mehrere Kandidaten durchgesetzt, zuletzt in einem Assessment gegen drei Mitbewerber, so VBS-Kommunikationschef Renato Kalbermatten. Zudem habe Generalsekretär Toni Eder sich für Michlig entschieden, nicht die Departementschefin.

Bekannte CVP-Taktik

Unkonventionell ebenfalls: Know-how im IT-Bereich oder in der Cyber-Sicherheit wurde in der Stellenausschreibung nicht explizit verlangt. Gefragt waren Erfahrung im Projektmanagement, Kommunikationsfähigkeit und Sozialkompetenz sowie Kenntnisse in zwei Amtssprachen.

Es ist nicht das erste Mal, dass CVP-Amtsträger wegen Postengeschacher am Pranger stehen. Auch Amherds Vorgängerin Doris Leuthard (56) musste sich den Vorwurf gefallen lassen, Parteifreunden lukrative Jobs zu verschaffen – etwa 2015, als sie den alt CVP-Ständerat Urs Schwaller (66) zum Post-Präsidenten machte. Natalie Rickli (42), damals noch SVP-Nationalrätin, sprach von CVP-Filz und alt Bundesrat Pascal Couchepin (77) machte die CVP gar zur «Adecco der Politik: einer Partei, die nur existiert, um ihren Mitgliedern bessere Stellen zu verschaffen».

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