Erfrischende Töne im Bundeshaus. Nachdem Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga Maissen als neuen Bakom-Direktor vorstellte, begrüsste der 59-Jährige aus Arosa das Publikum auf Rumantsch. Und auch anschliessende Journalistenfragen konnten in der vierten Landessprache gestellt werden – Maissen antwortete allerdings auf Deutsch. Damit alle etwas verstehen.
Der 59-Jährige Maissen ist seit 2018 Vizedirektor des Bakom, zuständig für die Abteilung Medien. Die neue Funktion tritt er am 1. Juli an. Er übernimmt das Amt von Philipp Metzger, der im Februar zur Internationalen Elektrotechnischen Kommission (IEC) gewechselt hat. Seither wird das Bakom interimistisch vom stellvertretenden Direktor Philippe Horisberger geleitet.
Maissen kommt aus dem Journalismus. Er hat an der Universität Freiburg Germanistik, Geschichte und Journalismus studiert und war danach in verschiedenen Funktionen als Journalist und Chefredaktor tätig. Vor seinem Wechsel ins Bakom war er Chefredaktor und Mitglied der Geschäftsleitung der Schweizerischen Depeschenagentur (SDA) und Chef bei Radio e Televisiun Rumantscha (RTR).
Die Medien gehören zu den grossen Herausforderungen des neuen Bakom-Direktors. Das Parlament berät derzeit über ein Massnahmenpaket zur Unterstützung der Branche. Dieses soll den Strukturwandel bremsen, der sich in der Corona-Krise noch beschleunigt hat.
Die Medien bräuchten Unterstützung, um langfristig neue Geschäftsmodelle zu entwickeln, erklärte Maissen vor den Bundeshausmedien. Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga hob deren demokratiepolitische Bedeutung hervor. «Unsere Demokratie lebt von vielfältigen und lebendigen Medien», sagte sie. Der Ständerat entscheidet in der Sommersession als Erstrat über die Vorlage.
Das schwierigste Dossier auf Maissens Schreibtisch stammt aber aus der Telekom-Abteilung: Er muss als neuer Bakom-Direktor den Aufbau des 5G-Netzes begleiten. Der neue Mobilfunkstandard ist hoch umstritten. Mehrere Volksinitiativen wollen die Einführung stoppen, während die Wirtschaft nach 5G ruft.
Schweiz hat gute Telekominfrastruktur – trotz Pannen
Der Bund hatte die Frequenzen Anfang 2019 versteigert. Im April entschied der Bundesrat, noch einmal Testmessungen durchzuführen und bis Ende Jahr eine Vollzugshilfe vorzulegen. Der Mobilfunkstandard ist die Voraussetzung für verschiedene neue Technologien wie selbstfahrende Autos oder Virtual Reality.
In der Corona-Krise habe sich gezeigt, wie wichtig funktionierende Telekom- und Mediensysteme seien, sagte Maissen. Seiner Ansicht nach verfügt die Schweiz über solche – trotz Pannen. Zu den Sorgenkinder gehört derzeit Swisscom. Letzten Dienstag ist es erneut zu einem grossen Ausfall gekommen – dem vierten in diesem Jahr.
Die Umstellung auf Homeoffice sei gelungen, und über die Medien habe sich die Bevölkerung laufend über die Entwicklung im In- und Ausland informieren können. (SDA/bö)